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»Schön sind Deine Namen«

Ein Gottesdienst zum Sonntag Lätare, 22.3.2020, aus der Stadtkirche Camburg

»Schön sind Deine Namen«

Zum Sonntag Lätare gibt es wieder einen Onlinegottesdienst.

In diesen Zeiten, wo wir uns nicht treffen können, wie es sonst »normal ist«.

Zum Lesen, Hören, Mitfeiern … diesmal aus der Camburger Stadtkirche.

Schaut, und gebt es weiter an andere.

Schickt Ihnen den Link – oder zeigt es den Älteren auf dem Handy, Tablet,

wie auch immer: Laßt uns verbunden bleiben.

 

»Schön sind Deine Namen«

Ein Gottesdienst
zum Sonntag Lätare, 22.3.2020,

online gepostet und gehalten für alle Gemeinden, mit Grüßen allen Freunden.

 

Geläut der Camburger Glocken


Orgelmusik
(»Jesu, meine Freude von J.G. Walther – Variation 4)

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

 

»Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über sie, alle, die ihr sie lieb habt!«

Tage mit Sorgen. Menschen, die einsam sind.

Und wir alle wissen nicht, was kommt.

»Freut euch mit Jerusalem« – Ein Mutmachwort.

Ein Ruf an uns.
»
Freut euch!« Mitten in der Passionzeit:
»
Freut euch!« Mitten in unsicheren Tagen.

Seid willkommen zu unserem Gottesdienst.
Wir schicken ihn heute aus der Camburger Kirche – als Text und als Video.
Auf daß wir verbunden sind. Das segne uns Gott.

 

Lied: Jesu, meine Freude (EG 396,1-2)

1. Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier:
ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,

außer dir soll mir auf Erden

nichts sonst Liebers werden.

2. Unter deinem Schirmen

bin ich vor den Stürmen

aller Feinde frei.
Laß den Satan wettern,

laß die Welt erzittern,

mir steht Jesus bei!
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt,

ob gleich Sünd und Hölle schrecken,

Jesus will mich decken.

 

Tagesgebet

Gott, Du bist die Kraft unseres Lebens.
Wir brauchen Dich.
Höre uns und komm in unsere Herzen.
Fülle sie mit Deinem Trost und Deiner Liebe, in dieser Zeit und immer.

Wir vertrauen Dir und preisen Dich, jetzt und in Ewigkeit.
Amen.

 

Evangelium

Hört das Evangelium für heute bei Johannes im 12. Kapitel:

Es waren aber einige Griechen unter denen,

die heraufgekommen waren,
um anzubeten auf dem Fest.
Die traten zu Philippus,

der aus Betsaida in Galiläa war,
und baten ihn und sprachen:
Herr, wir wollten Jesus gerne sehen.
Philippus kommt und sagt es Andreas,
und Andreas und Philippus sagen's Jesus weiter.

Jesus aber antwortete ihnen und sprach:

Die Stunde ist gekommen,
daß der Menschensohn verherrlicht werde.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

 

Lied: Jesu, meine Freude (EG 396,4)

4. Weg mit allen Schätzen;

du bist mein Ergötzen,

Jesu, meine Lust.
Weg, ihr eitlen Ehren,

ich mag euch nicht hören,
bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod

soll mich, ob ich viel muß leiden,

nicht von Jesus scheiden.

 

»Seelenwörter«
Eine Predigt zum Sonntag Lätare 2020

 

Gnade sei mit euch,
und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

 

I. Aus Jesaja

Hört Worte aus dem Propheten Jesaja im 66. Kapitel:

»Freuet euch mit Jerusalem
und seid fröhlich über die Stadt,
alle, die ihr sie lieb habt!
Freuet euch mit ihr,
alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
Denn nun dürft ihr saugen
und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes;
denn nun dürft ihr reichlich trinken
und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.
Denn so spricht der Herr:
Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom

und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach.
Da werdet ihr saugen,
auf dem Arm wird man euch tragen
und auf den Knien euch liebkosen.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet;
ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
Ihr werdet’ s sehen und euer Herz wird sich freuen,
und euer Gebein soll grünen wie Gras.
«

 

II. Fremde Wörter

Wörter.
Worte mit Macht.
Fremde Worte.
Ich glaube, die habt Ihr aus dieser Kirche so oft noch nicht gehört.

»Freuet euch mit Jerusalem! ...
Denn nun dürft ihr saugen
und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes;

denn nun dürft ihr reichlich trinken
und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.
«

Als in Kind war, da gab es verbotene Worte.

Worte, die man einfach nicht aussprechen durfte.

»Brüste« zum Beispiel. Und »Busen«.

Oder: Ich hatte irgendwo das Wort »Hure« aufgeschnappt

und einfach gefragt, was das denn sei.
Eine Antwort bekam ich nicht.
Nur ein strenges: »Sowas sagt man nicht.«

 

So war das auch mit den Worten aus dem Propheten Jesaja.

Mit unseren Worten heute.

Die hießen früher anders:


»
Freuet Euch mit Jerusalem
und seid fröhlich, alle, die ihr sie lieb habt.
Denn ihr sollt satt werden von den Brunnen ihres Trostes

und sollt euch ergötzen an der Fülle ihrer Herrlichkeit.«

 

Schön. Wunderschön.
Ich liebe diese Worte auch so.
Aber sie sind eben schamhaft übersetzt.
Weil da verbotene Worte nicht vorkommen durften.

Ok, wenn man will, kann man den Text
mit einiger Mühe so übersetzen.
Aber eigentlich ist es einfach falsch.
Hingebogen, damit es keinen Anstoß erregt.

 

Nein, es heißt wirklich so:

»Freuet euch mit Jerusalem! ...
Denn nun dürft ihr saugen
und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes

Und später wird es noch interessanter und schöner:

Es geht ja erst einmal um die Stadt Jerusalem –
die wird endlich wieder aufgebaut,
nach über siebzig Jahren in Trümmern –

und nun freuen sie sich, und sie sagen:

»Diese Stadt ist für uns wie eine Mutter.

Wir saugen an ihren Brüsten.«


Dann, nach ein paar Sätzen,

da wird Gott selber zur Mutter:

»So spricht der Herr:
Siehe, ... da werdet ihr saugen,
auf dem Arm wird man euch tragen
und auf den Knien euch liebkosen.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.
«

 

An Gott saugen wie an der Mutterbrust.

Er trägt uns auf dem Arm,
und sie wiegt uns auf ihren Knien.

Und ja! So darf man reden von Gott.

Im Grunde muß man es so machen.

Weil Gott nämlich so ist.


Vater und Mutter,

mächtig und sinnlich,
zart und gewaltig,
streng und von unendlicher Güte

– und alles auf einmal –
und am Ende noch viel mehr,
viel mehr,
als alle unsere Wörter überhaupt sagen können.

Unbeschreiblich.

Und trotzdem:
Wir haben ja nur unsere Wörter für ihn.

Nicht mehr.
Und nicht weniger.

 

III. Neue Wörter

Wir haben nur unsere Wörter.

Und die dürfen wir nehmen.

Alle!
Ohne Scheu und Scham. Macht das einfach.

Jesus hat ja selbst damit angefangen.

 

Wir haben’s vorhin im Evangelium gehört:

Da sagt Jesus: »Ich bin das Weizenkorn.

Ich werde in die Erde gelegt und sterbe.

Und dann bring’ ich viel Frucht. Für alle.«

 

Und dann haben wir das Lied gesungen: »Jesu meine Freude.«

Schaut Euch das ruhig mal an im Gesangbuch an,

Nummer dreihundertsechsundneunzig:
Was Jesus da alles ist:
»Jesu, meine
Freude.

»Meines Herzens Weide.«
»
Jesu, meine Zier
»Gottes Lamm, mein Bräutigam.«

»Du bist mein Ergötzen!«

»Jesu, meine Lust!«
»Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein
Freudenmeister, Jesus tritt herein!«

 

Man könnte auch einfach immer nur »Jesus« sagen.

Und Gott.

Aber man kann es auch anders machen.

Man kann Freudenmeister sagen,
Lust, Herzensweide und Bräutigam.
Und noch unendlich viele andere Wörter.

Nichts davon ist falsch.

Eigene Worte. Unerhörte Wörter.

 

Wörter, die eine gläubige Seele so findet.

Für Jesus, weil ihr grade danach ist.

Nehmt sie. Nehmt noch andere.

Und sucht Eure eigenen.

 

IV. Seelenwörter

Macht das einfach.

Nennt Gott, wie ihn Eure Seele nennt.

Überlegt nicht lang.
Sagt zu Jesus, wie Euch gerade zu Herzen ist.

Da gibt es keine verbotenen Wörter,

und es gibt keinen Namen, der nicht genannt werden darf.

Nennt Gott einfach mit Euren Seelennamen.

Gebt ihm die Namen, die Ihr im Herzen tragt.

Glaubt mir:
Da werdet Ihr etwas merken.

Es werden Eure Wörter sein.

Und wenn Ihr die sagt,
dann wird es auch Euer Jesus sein. Und euer Gott.
Vater, Sohn und Heiliger Geist.

 

Nennt Gott, wie Ihr wollt. Aber nennt ihn.
Nennt ihn von Herzen.
Dann habt Ihr ihn. Ganz sicher.

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

 

Lied: Wir strecken uns nach dir (EGTh 642)

1. Wir strecken uns nach dir, in dir wohnt die Lebendigkeit.

Wir trauen uns zur dir, in dir wohnt die Barmherzigkeit.
Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen.
Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

2. Wir öffnen uns vor dir, in dir wohnt die Wahrhaftigkeit.

Wir freuen uns an dir, in dir wohnt die Gerechtigkeit.
Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen.
Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

3. Wir halten uns bei dir, in dir wohnt die Beständigkeit.

Wir sehnen uns nach dir, in dir wohnt die Vollkommenheit.

Du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen.

Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

 

Gebet und Vaterunser

Gott, Du Gütiger, Du Ewige.
Wir rufen Dich.
Sei bei uns, jetzt, höre unsere Sorgen.

 

Gott, Du Gütiger, Du Ewige.
Wir rufen Dich.
Sei bei den Kranken.
Gib den Pflegenden Kraft.
Den Forschenden gib Weisheit.
Und wo Menschen für viele andere entscheiden müssen,

da gib ihnen Einsicht, Klarheit und ein gutes Herz.

 

Gott, Du Gütiger, Du Ewige. Wir rufen Dich.
Schau in unsere Herzen. Sieh unsere Sorgen,

jede einzelne Sorge in den vielen Menschenherzen.

Höre auf unsere Bitten.
Und höre auf die Namen,
die wir Menschenkinder Dir geben.

Bleib ansprechbar. Immer.

 

Gott, Du Gütiger, Du Ewige. Wir rufen Dich.
Schütze das Leben.
Nimm die Sterbenden auf. Gib uns Hoffnung,

daß wir einmal alle bei Dir vollendet sind.

Gott, Du Gütiger, Du Ewige. Wir rufen Dich.
Und wir geben Dir alle Ehre. Jetzt und in Ewigkeit. Amen.

 

Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Lied: Jesu, meine Freude (EG 396,6)

6. Weicht, ihr Trauergeister,

denn mein Freudenmeister,

Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,

muß auch ihr Betrüben

lauter Freude sein.

Duld ich schon hier Spott und Hohn,

dennoch bleibst du auch im Leide,

Jesu, meine Freude.

 

Segen

So bleibt bewahrt –
in Gottes Liebe, in seinem Frieden, in seinem Segen.

 

Der Herr segne euch und behüte euch.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch
und gebe euch Frieden.
Amen.

 

Orgelmusik (»Jesu, meine Freude von J.G. Walther – Variation 9)

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Achim Schmidt (Sonntag, 22 März 2020 10:00)

    Vielen Dank für diesen Gottesdienst, danke an alle Mitwirkenden! Danke auch, daß er in der großen Kirche und mit der schönen Orgel stattfand.

  • #2

    Antje Oelschläger (Sonntag, 22 März 2020 12:53)

    Danke.
    Es war schön und ergreifend.
    Ich konnte den Gottesdienst von Jena aus mitverfolgen. Es ist gut, das es gerade jetzt, in dieser nicht ganz einfachen Zeit, diese Möglichkeit gibt.

  • #3

    Konni (Dienstag, 24 März 2020 07:35)

    Danke für diese Möglichkeit!
    Freu mich schon auf nächsten Sonntag.