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»Drinnen und draußen«

Ein Gottesdienst zum Sonntag Judica.
Gesendet vom »Heiligen Hügel« aus der Kirche St. Nicasius in Casekirchen.
Als Text zum Lesen und als Video zum Hören und Schauen.

Und gern auch zum Weitergeben.
Z.B. Predigt ausdrucken und an die Älteren geben.
Link weiterschicken.
Anderen den Gottesdienst per Handy, Tablet usw. zeigen.

»Drinnen und draußen«

Ein Gottesdienst

zum Sonntag Judica, 29.3.2020,

online gepostet und gehalten für alle Gemeinden,

mit Grüßen allen Freunden.         

 

Geläut der Casekirchener Glocken

Orgelmusik (»Entrée solennelle« – Leon Boëllmann)

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

 

»Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor,

auf daß er heilige das Volk durch sein eigenes Blut.«

 

Jesus hat gelitten auf dem Berg Golgatha,

draußen vor der Stadt.

 

Wir sind heute auch raus gegangen:

Auf den Heiligen Hügel von Casekirchen.

 

Hoch oben.

Ein bißchen draußen vor dem Dorf:

Die lange Treppe hinauf –

durch die Kastanienallee,

an den Gräbern vorbei –

und dann in die Kirche.

 

Nun sind wir da.

 

Schon längst, bevor es hier eine Kirche gab,

haben die Menschen hier schon geglaubt und gebetet.

Sie haben ihren Hügel extra

noch künstlich aufgeschüttet.

Ein heiliger Ort.

Draußen vor dem Tor.

 

Wie bei Jesus.

 

»Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor,

auf daß er heilige das Volk.«

 

Von hier schicken wir Euch heute

unseren Onlinegottesdienst –

zum Lesen und Anschauen.

 

Seid willkommen.

Am heiligen Ort. Zur heiligen Zeit.

 

Lied: Holz auf Jesu Schulter (EG 97,1-2)

1. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,

ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

2. Wollen wir Gott bitten, daß auf unsrer Fahrt

Friede unsre Herzen 
und die Welt bewahrt.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

Tagesgebet

Gott, Gütiger, Ewiger,

draußen vor dem Tor hast Du gelitten.

Hast alles Leid der Welt auf Dich genommen.

Für uns und alle.

Und das machst Du heute noch.

Dafür danken wir Dir.

Du kannst uns helfen,

daß auch wir mitleidig werden.

Sanft und zart. Und stark und entschieden.

Darum bitten wir Dich.

Und wir geben Dir alle Ehre,

jetzt und in Ewigkeit.

 

Lied: Holz auf Jesu Schulter (EG 97,3-4)

3. Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.

Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht!

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

4. Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht.

Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

»Drinnen und draußen«

Eine Onlinegottesdienstpredigt zum Sonntag Judica 2020

 

Gnade sei mit euch,

und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

 

I. Drinnen und draußen  

Seit einer Woche müssen wir drin bleiben.

Das ist richtig so.

Es hilft uns selbst. Und es schützt andere.

Aber es ist auch schwer.

 

Aber wenn ich ehrlich bin:

Ich bleibe im Moment sowieso drin:

Im Haus, im eigenen Garten.

 

Ich halte mich von Menschen fern.

Wir kaufen so wenig wie möglich ein.

 

Und ich mache meine Arbeit vom Schreibtisch aus,

am Computer und am Telefon.

Das geht auch.

 

Wir bleiben drin.

 

Und das bringt uns raus.

Wir sind raus aus diesem völlig Selbstverständlichen.

Raus aus dem Alltag.

Aus dem Gewohnten.

 

Manches Gewohnte ist uns lästig.

Da meckern wir gern drüber.

 

Aber manches Gewohnte ist uns auch sehr lieb.

Das fehlt uns.

 

Ich zum Beispiel besuche gerne Leute

aus unseren Gemeinden.

Geht gerade nicht.

 

Ich schüttle gerne herzlich die Hand.

Meine Freunde umarme ich.

Und auf der Straße halte ich gern ein Schwätzchen.

Von den Gottesdiensten,

die ich sonst jeden Sonntag mit Euch feiere, ganz abgesehen.

Die fehlen mir.

 

Ich bleib’ drin.

Drum bin ich raus.

 

II. Aus dem Hebräerbrief

»Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor,

auf daß er das Volk heilige durch sein eigenes Blut.

So laßt uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager

und seine Schmach tragen.

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,

sondern die zukünftige suchen wir.«

 

III. Mitleidender Jesus   

»Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor.«

 

Damals. Auf Golgatha.

Draußen vor der Stadt.

 

Passionszeit ist.

Wir denken an Jesu Leid.

 

Man kaum beschreiben, wie schrecklich das war.

Damals.

Aber es war nicht nur damals.

 

Es hört nicht auf.

Jesu Leiden ist kein historischer Fakt,

den man zur Kenntnis nehmen kann.

 

Jesu Leiden passiert heute. Jetzt.

 

Jesus leidet mit.

 

Er liegt im Krankenhaus

bei denen, die keine Luft kriegen.

Er steht neben den Pflegendenden,

wenn sie nicht ein- noch aus wissen.

 

Er sitzt mit an der Supermarktkasse,

wo sich die Verkäuferinnen und Verkäufer

beschimpfen lassen –

und sich Sorgen machen, ob sie sich anstecken.

 

Er rechnet mit den Gewerbetreibenden

ob sie den kleinen Betrieb noch erhalten können.

 

Und er leidet auch mit denen,

die wir jetzt fast vergessen:

Mit all den Menschen auf der Flucht,

in Lagern, wo es unbeschreiblich grauenvoll ist –

und wo jetzt die Bedrohung

durch das Virus noch dazu kommt.

 

»Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor.«

 

Damals am Kreuz.

Und heute leidet er mittendrin.

In unserer Welt

und unsrer wirren Zeit.

 

IV. Für die anderen

»So laßt uns nun hinausgehen aus dem Lager

und seine Schmach tragen.«

 

Laßt uns mitleiden. 

Laßt uns rausgehen.

 

Wenn wir das Leid anderer tragen,

tragen wir Jesu Leid mit.

Und er trägt unseres.

 

Das ist so etwas Gegenseitiges.

 

Jesus leidet für die Menschen.

Und wenn wir mitleidig sind,

sanft, einfühlsam – und doch ganz entschieden –

wenn wir für die anderen da sind:

Dann tun wir sein Werk.

 

V. Weil nichts bleibt      

»Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,

sondern die zukünftige suchen wir.«

 

Raus gehen oder drinbleiben müssen.

Oder auch drinbleiben müssen

und gerade so raus aus allem sein:

 

Eins merken wir gerade jetzt:

Nichts bleibt.

 

Wer hätte gedacht,

wie es jetzt in unserem Land aussieht?

Und in der Welt?

Vor vierzehn Tagen haben wir das alle noch

für völlig undenkbar gehalten.

Wenn ich Euch das vorhergesagt hätte,

Ihr hättet mich für verrückt erklärt.

Jetzt ist es so, wie es ist.

 

»Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,

sondern die zukünftige suchen wir.«

 

Ich sag’ Euch:

Ob drinnen oder draußen:

Bleibt bei Jesus.

Ich will das versuchen.

 

Jesus bleibt ja.

Er ist drinnen und draußen.

Ist raus gegangen, um zu leiden,

und er kommt mitten rein in unsre Welt.

 

Und das alles um seiner Menschenkinder willen.

 

Da folge ich ihm.

So gut ich kann.

Kommt mit!

Amen.

 

Der Friede Gottes,

der höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne

in Christus Jesus.

 

Lied: Holz auf Jesu Schulter (97,5-6)

5. Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu.

Doch der Himmel fragt uns: Warum zweifelst du?

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

6. Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr,

ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.

Ruf uns aus den Toten, laß uns auferstehn.

 

Gebet und Vaterunser

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Menschen sind einsam.

Kinder können ihre alten Eltern nicht besuchen.

In den Altenheimen sind sie allein.

Wir können einander nicht die Hand reichen

und uns nicht in den Arm nehmen.

Bitte: Verbinde uns – trotz allem.

 

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Ärztinnen und Pflegende kämpfen um Menschenleben.

Polizisten sind den ganzen Tag im Einsatz.

Kassiererinnen sitzen an den Kassen.

Und so viele andere sorgen dafür,

daß das Leben funktioniert.

Bitte: Behüte sie und gib ihnen Kraft.

 

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Die Regierenden müssen Entscheidungen treffen.

Wissenschaftlerinnen forschen.

Das ist schwer.

Bitte: Gib ihnen Weisheit.

 

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Manche Menschen verbreiten auch jetzt wieder

lauter Lügen und lauter Haß.

Bitte: Laß ihr Gewissen erwachen.

 

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Wir machen uns Sorgen. Wir wissen wenig.

Wir brauchen Deine Nähe.

Bitte: Bleib bei uns.

 

Gott, nun kommen wir und beten zu Dir.

Wir sagen Dir, was wir Dich bitten.

Wem sollen wir es sonst sagen?

Du hörst uns.

Darauf vertrauen wir, jetzt und in Ewigkeit.

Amen.

 

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

So bleibt bewahrt – in Gottes Liebe, in seinem Frieden, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne euch und behüte euch.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch

und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch

und gebe euch Frieden.

Amen.

 

Orgelmusik (»Finale D-Dur« – Felix Mendelssohn-Bartholdy)

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Kommentare: 2
  • #1

    Maritn Becker (Sonntag, 29 März 2020 09:15)

    Auch ich bin draußen vom seitherigen Leben, den geliebten Gottensdiensten. Und nun dies Geschenk: ich bin ganz drinnen in der sanften Gemeinde von Michael Gressler. Danke. Es tut so gut mit dem Herzen auf dem heiligen Hügel zu sein.

  • #2

    Martin Becker (Sonntag, 29 März 2020 09:40)

    Das Licht kommt aus dem Osten. Tausend Dank. Ich bette mich darin hier im Südwesten. Segen. Liebe. Glanz. Euch.