»Komischer Glaube« – Ein Gottesdienst aus Tultewitz

Zum Sonntag »Quasimodogeniti« kommt der Gottesdienst aus Tultewitz.

Mit Jesus, der durch verschlossene Türen kommt.

Und mit einen kleinen Kirche, die auferstanden ist. Wegen Jesus und mit uns.
Die Orgel ist noch nicht restauriert, und das Gebläse macht ziemlich laut.

Seit 1917 hat sie auch keine sichtbaren Pfeifen mehr. Aber sie klingt trotzdem.

Da wird auch noch eine Auferstehung kommen.
Gebt diesen Gottesdienst bitte auch wieder weiter und zeigt ihn anderen.

»Komischer Glaube«

Ein Gottesdienst aus Tultewitz

zum Sonntag Quasimodogeniti,

am 19.4.2020 online gepostet

und gehalten für alle Gemeinden

 

Geläut der Tultewitzer Glocke

 

Orgelmusik (Praeludium C-Dur – J.S. Bach)

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und den heiligen Geistes.

Amen.

 

»Gelobt sei Gott,

der Vater unseres Herrn Jesus Christus,

der uns nach seiner großen Barmherzigkeit

wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung

durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.«

 

Seid willkommen.

An diesem Sonntag mit dem komischen Namen:

»Quasimodogeniti« – das bedeutet ungefähr:

Wer an Jesus glaubt,

der wird jeden Tag neu geboren.

Jeden Tag ein neuer Anfang.

Jeden Tag eine Auferstehung.

 

Seid willkommen in Tultewitz,

diesem Ort mit dem Namen,

der für Leute, die vielleicht hier nicht wohnen,

auch ein bißchen komisch ist.

Aber so heißen unsere Dörfer hier halt.

Hier leben wir.

 

Seid willkommen – mit unserem komischen Glauben.

Ja, wir glauben sowas:

Daß das Leben nämlich den Tod besiegt.

Weil Jesus auferstanden ist.

Seid willkommen.

 

Lied (Mit Freuden zart zu dieser Fahrt – EG 108,1)

1. Mit Freuden zart zu dieser Fahrt

laßt uns zugleich fröhlich singen,

beid, groß und klein, von Herzen rein

mit hellem Ton frei erklingen.

Das ewig Heil wird uns zuteil,

denn Jesus Christ erstanden ist,

welch’s er läßt reichlich verkünden.


Tagesgebet

Allmächtiger Gott, lieber Vater im Himmel.

Du hast deinen Sohn von den Toten auferweckt.

Hilf auch uns,

daß wir mit Dir jeden Tag ein neues Leben finden.

Durch unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,

der vom Tod erstanden ist

und mit dir und dem Heiligen Geist Leben schenkt,

jetzt und in Ewigkeit.

 

Evangelium

Am Abend des ersten Tages der Woche,

da die Jünger versammelt

und die Türen verschlossen waren

aus Furcht vor den Juden,

kam Jesus und trat mitten unter sie

und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!

Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.

 

Da sprach Jesus abermals zu ihnen:

Friede sei mit euch!

Wie mich der Vater gesandt hat,

so sende ich euch.

Welchen ihr die Sünden erlaßt,

denen sind sie erlassen;

und welchen ihr sie behaltet,

denen sind sie behalten.

Denn ich gebe euch meinen Heiligen Geist.

 

Thomas aber, einer der Zwölf,

der Zwilling genannt wird,

war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

Da sagten die andern Jünger zu ihm:

Wir haben den Herrn gesehen.

 

Er aber sprach zu ihnen:

Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe

und meinen Finger in die Nägelmale lege

und meine Hand in seine Seite lege,

kann ich's nicht glauben.

 

Und nach acht Tagen

waren seine Jünger abermals drinnen,

und Thomas war bei ihnen.

Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren,

und tritt mitten unter sie und spricht:

Friede sei mit euch!

 

Danach spricht er zu Thomas:

Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände,

und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite,

und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

 

Thomas antwortete und sprach zu ihm:

Mein Herr und mein Gott!

Jesus spricht zu ihm:

Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du?

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

 

Lied (Mit Freuden zart zu dieser Fahrt – EG 108,2)

2. Er ist der Erst, der stark und fest

all unsre Feind hat bezwungen

und durch den Tod als wahrer Gott

zum neuen Leben gedrungen,

auch seiner Schar verheißen klar

durch sein rein Wort, zur Himmelspfort

desgleichen Sieg zu erlangen.

 

Eine kleine Predigt

 

Gnade sei mit euch,

und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

 

I. Unmöglichkeiten

Thomas hat ja völlig recht.

 

Es ist total verrückt.

Da ist Jesus vor drei Tagen elendiglich am Kreuz gestorben.

Sie haben ihn begraben.

 

Und dann behaupten die anderen:

»Die Türen waren verschlossen.

Und auf einmal war er bei uns.

Lebendig!«

 

Eigentlich hat Thomas völlig recht.

Das ist ein komischer Glaube.

Ein total komischer Glaube.

Wer tot ist, ist doch tot, oder?

Und durch verschlossene Türen kann keiner.

 

II. Auferstehungen

Aber genau das ist mein komischer Glaube.

 

Ich glaube, daß Jesus lebt.

Für mich und für Euch. Und mit Euch und mit mir.

Und ich glaube, daß er verschlossene Türen öffnet.

 

Ich steh hier in der Kirche von Tultewitz.

Die ist wunderschön. Ein kleiner Festsaal.

 

Vor vierundzwanzig Jahren bin ich hier Pfarrer geworden.

Meine Kolleginnen und Kollegen haben gesagt:

In Tultewitz ist nix los.

Da hast du nicht viel Arbeit.

Die Kirche ist eh kaputt.

Und eine Gemeinde gibt es da kaum.

 

Es hat ja auch so ähnlich ausgesehen.

Wir haben uns getroffen, ja,

Gottesdienste mit einer Handvoll Leuten

in den Wohnzimmern der Kirchenältesten.

 

Die Kirche war zu.

Die Türen verschlossen.

Ich hatte noch nicht einmal einen Schlüssel.

Und es hat zwei Jahre gedauert,

bis ich überhaupt mal reingekommen bin.

 

Die Kirche um mich herum hier: Eine Wüste.

Man konnte durch die Decke ins Dach schauen.

Keine Treppen auf den Turm.

Überall Baumaterial um mich herum.

Kniehoch der Schutt – lag vor mir.

Mein Bruder war mit und hat gesagt:

Das ist eine Lebensaufgabe.

 

Ein bißchen ging es mir damals wie Thomas:

 

»Wenn ich nicht in Jesu Händen die Nägelmale sehe

und lege meinen Finger in die Nägelmale

und lege meine Hand in seine Seite,

kann ich’s nicht glauben.«

 

»Wenn ich nicht sehe,

wie die Kirchentür wieder offen ist

und meine Hand auf die Klinke lege,

kann ich’s nicht glauben.«

 

Und dann haben wir einfach nicht aufgehört.

Wir haben nicht aufgehört mit unserem komischen Glauben:

»Türen gehen auf und tot ist eben nicht tot«.

 

Vor zwölf Jahren haben wir dann

unser Tultewitzer Kirchlein wieder eingeweiht.

Mit einem großen Fest.

Das war am 3. Oktober.

Und trotzdem war es ein Ostertag.

 

III. Wahr werden

Da ist nicht nur unsere Kirche auferstanden.

Wir auch.

 

Klar: Hier in Tultewitz sind wir auch heute nicht so sehr viele.

Hier wohnen nicht viele Leute,

und zur Gemeinde gehören längst nicht alle.

Manche finden uns Christen vielleicht auch ein bißchen komisch.

Mit unserem komischen Glauben.

 

Aber das ist egal.

Völlig egal:

Wir glauben, was wir nicht sehen.

Es kann nämlich wahr werden.

Sichtbar und zum Anfassen.

Und ganz wirklich.

 

Verschlossene Türen gehen auf.

Jesus kommt mitten unser uns.

Lebendig. Gegenwärtig.

Ganz da.

Und spricht: »Friede sei mit euch.«

 

Er lebt. Und wir leben auch.

 

»Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren,

und tritt mitten unter uns und spricht er zu Thomas:

Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände,

und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite,

und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

Thomas antwortete und sprach zu ihm:

Mein Herr und mein Gott!

Spricht Jesus zu ihm:

Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du?

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!«

Amen.

 

Der Friede Gottes,

der höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne

in Christus Jesus.

 

Lied (Christ ist erstanden – EG 99)

Christ ist erstanden
von der Marter alle;

des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.

 

Wär er nicht erstanden,

so wär die Welt vergangen;

seit daß er erstanden ist,

so lobn wir den Vater Jesu Christ'

Kyrieleis.

 

Halleluja,
 Halleluja,
 Halleluja!

Des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.

 

Gebet

 

Gütiger Gott, du hast Jesus aus den Toten gerufen.

Rufe auch uns jeden Tag ins Leben.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Sei bei den Kranken.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Tröste alle, die sich Sorgen machen.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Gib allen Kraft, die andere pflegen und heilen.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Laß die Einsamen nicht verzagen.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Gott, es gibt Menschen,

deren Herz dunkel ist und voll Haß.

Sei auch bei ihnen.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Sei auch allen nahe, die glücklich sind.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Nimm die Sterbenden auf ins ewige Leben.

Wir bitten dich:

Herr, erbarme dich,

Christus, erbarme dich,

Herr, erbarme dich.

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

Lied (Mit Freuden zart zu dieser Fahrt – EG 108,3)

3. Singt Lob und Dank mit freiem Klang

unserm Herrn zu allen Zeiten

und tut sein Ehr je mehr und mehr

mit Wort und Tat weit ausbreiten:

so wird er uns aus Lieb und Gunst

nach unserm Tod, frei aller Not,

zur ew’gen Freude geleiten.

 

Sendungswort und Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Liebe,

in seinem Frieden, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten

und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden.

 

Orgelmusik (Fuge C-Dur – J.S. Bach)

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Annerose (Sonntag, 19 April 2020 11:45)

    Danke, ich kann den Gottesdienst gut empfangen. Leider haben ubels kein Internet. Es wäre schön, wenn du sie mal anrufen würdest. Das würde sie trösten. Danke.
    Ich wünsche euch einen schönen SonnTag. L