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»Perspektivwechsel«

Ein Gottesdienst zum 14. Sonntag nach Trinitatis.

Mit Psalm 146 und aus der Kiesgrube Prießnitz.

Mit Gott und Moria und uns.

Zum Schauen, Mitfeieren und Weitergeben.

»Perspektivwechsel«

Ein Gottesdienst mit Psalm 146

aus der Kiesgrube Prießnitz am 13.9.2020

 

Votum, Wochenspruch und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

 

»Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht,

was er dir Gutes getan hat.« (Psalm 103,2)

 

Seid willkommen zu unserem Onlinegottesdienst am 14. Sonntag nach Trinitatis.

 

Eigentlich wollte ich mit Euch heute woanders hin gehen.

Ich wollte mit euch Gottesdienst feiern im Garten vom Pfarrhaus in Leislau

mit Sonnenblume, Goldrute, Herbstaster.

Und alles wär schön gewesen.

 

Und ich wollte euch den goldenen Jesus von Camburg mitbringen vom großen Altar.

 

Ein Gottesdienst im goldenen Herbst.

 

»Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.«

 

Wir haben ja allen Grund dazu.

Es geht uns so gut.

Wir leben in einem so guten Land.

Ungeahnter Wohlstand. Frieden.

 

»Vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.«

Wie wahr.

 

Aber das geht nicht. Nicht heute.     

 

Ich kann Euch den Gottesdienst heute nicht so halten, wie ich wollte.

Eigentlich müßte ich die ganze Zeit hier sitzen.

Im Staub. Draußen. Ohne alles.

 

Das Flüchtlingslager Moria ist abgebrannt.

 

Die Menschen haben nichts.

Sie hatten schon vorher nichts.

Nun schlafen sie im Dreck. Auf Straßen.

Da ist es hier geradezu idyllisch dagegen.

Die einheimischen Menschen terrorisieren sie.

 

Da müßten wir hin.

Da will ich eigentlich sein.

Bei den Ärmsten der Armen.

 

Und als ob das nicht schlimm genug wäre:

Die Menschenhasser jubeln dazu.

»Sie sollen alle abfackeln« schreibt einer im Internet.

 

Und unsre Regierungen? Europa?

Die tun nichts. Im Gegenteil.

Sie tun alles dafür, Menschen abzuschrecken,

die nichts anderes suchen als ein bißchen besseres Leben.

 

Dafür schäme ich mich.

Ich schäme mich für die Regierung unseres Landes.

Ich schäme mich für Europa.

Und kann doch so wenig tun.

 

Heute kann ich Euch keine Predigt halten.

Heute will ich mit Euch beten.

 

Ich habe Euch heute nicht den schönen,

goldenen Jesus vom Camburger Altar mitgebracht.
Sondern den zerbrochenen. Staubigen.

Jesus, der bei den Zerbrochenen steht,

bei denen, die im Staub liegen.

 

Daß ich heute hier bin, ist nicht mehr als ein Symbol.

Oder ein hilfloser Versuch.

Ein Zeichen.

Trotzdem: Heute bete ich mit Euch von hier.

 

Ich bete mit Euch den 146. Psalm.

 

Und ich bete, daß endlich alle Menschen von Herzen sagen können:

 

»Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat

 

Lied EG 303

Lobe den Herren, o meine Seele!

Ich will ihn loben bis in' Tod;


weil ich noch Stunden auf Erden zähle,

will ich lobsingen meinem Gott.

Der Leib und Seel gegeben hat,

werde gepriesen früh und spat.

Halleluja, Halleluja.

 

Psalm 146    

Halleluja!

Lobe den HERRN, meine Seele!

Ich will den HERRN loben, solange ich lebe,

und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.
Verlasset euch nicht auf Fürsten;

sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.

Denn des Menschen Geist muss davon,

und er muß wieder zu Erde werden;

dann sind verloren alle seine Pläne.

 

Lied

Fürsten sind Menschen, vom Weib geboren,

und kehren um zu ihrem Staub;


ihre Anschläge sind auch verloren,

wenn nun das Grab nimmt seinen Raub.

Weil denn kein Mensch uns helfen kann,

rufe man Gott um Hilfe an.

Halleluja, Halleluja.

 

Psalm 146            

Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,

der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott,

der Himmel und Erde gemacht hat,

das Meer und alles, was darinnen ist;

der Treue hält ewiglich,

der Recht schafft denen, die Gewalt leiden,

der die Hungrigen speiset.

 

Lied                        

Selig, ja selig ist der zu nennen,

des Hilfe der Gott Jakobs ist,


welcher vom Glauben sich nicht läßt trennen

und hofft getrost auf Jesus Christ.


Wer diesen Herrn zum Beistand hat,

findet am besten Rat und Tat.

Halleluja, Halleluja.

 

Psalm 146                

Der HERR macht die Gefangenen frei.

Der HERR macht die Blinden sehend.
Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind.

Der HERR liebt die Gerechten.

Der HERR behütet die Fremdlinge

und erhält Waisen und Witwen;

aber die Gottlosen führt er in die Irre.

 

Lied

Zeigen sich welche, die Unrecht leiden,

er ist's, der ihnen Recht verschafft.

Hungrigen will er zur Speis bereiten,

was ihnen dient zur Lebenskraft.

Sein Aufsicht ist des Fremden Trutz,

Witwen und Waisen hält er Schutz.

Halleluja, Halleluja.

 

Psalm 146

Der HERR ist König ewiglich,dein Gott, Zion, für und für.

Halleluja!

 

Gedanken zum Schluß

Ich bete mit Euch.

Und ich höre nicht auf, das Halleluja zu sagen und zu singen.

Was bleibt mir sonst?

 

Ich bete  mit Euch.

Dankbar für alles Gute, das wir haben.

Und ich danke Gott für jedes Stückchen Menschlichkeit und Hilfe in dieser Welt.

Ich bete dafür, daß Gott die Mächtigen mahnt, Menschen zu retten.

Ich bete darum, daß alle Menschen dieser Welt

in unser Halleluja einstimmen können.

Nicht erst im Himmel, sondern auch schon auf Erden.

Amen.

 

Vaterunser – Sendung – Segen 

Laßt uns gemeinsam das Vaterunser beten.

 

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.  Amen.

 

Lied                                            

Rühmet, ihr Menschen, den hohen Namen

des, der so große Wunder tut.


Alles, was Odem hat, rufe Amen

und bringe Lob mit frohem Mut.

Ihr Kinder Gottes, lobt und preist

Vater und Sohn und Heilgen Geist!

Halleluja, Halleluja.

 

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