Ein nachdenklicher Gottesdienst am Volkstrauertag 2020
beim restaurierten Gefallenendenkmal in Camburg.
Zum Anschauen, Hören, Lesen, Nachdenken, Weitergeben und Mitfeiern.
»Friede den Nahen und Friede den Fernen«
Ein Gottesdienst zum Volkstrauertag
vom Gefallenendenkmal in Camburg
am 15.11.2020 für die Camburger Onlinekirche
Geläut der Camburger Glocken
Votum und Begrüßung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
»Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe,
spricht der HERR; ich will sie heilen.«
(Jesaja 57,19)
So steht’s geschrieben beim Propheten Jesaja im 57. Kapitel.
Seid willkommen zu unserem Onlinegottesdienst.
Den Gottesdienst heute schicken wir Euch aus Camburg.
Vom Gefallenendenkmal
Das erinnert an die Toten des Krieges von 1914-1918.
Gerade ist es restauriert worden.
Es ist ein gutes Denkmal.
Nicht so national, heroisch,
so ein Kriegerdenkmal oder ein Kriegsdenkmal.
Unten stehen die Namen.
Und oben steht eine junge Frau.
Den Kopf gesenkt.
Tränen in den Augen.
Man hatte ihr weisgemacht,
sie würde den Palmwedel in ihrer Hand zum Sieg schwenken.
Nun ist er ihr herunter gesunken.
Es ist die »Trauernde Heimat«.
Was bleibt denn als Trauer?
Vor so vielen Toten.
Und zu denen aus dem ersten Weltkrieg
sind noch Millionen dazugekommen.
Aus noch einem, viel schlimmeren Krieg.
Und aus braunen und roten Diktaturen
auf der ganzen Welt.
Volkstrauertag.
Der Volkstrauertag »erinnert an die Kriegstoten
und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.«
So heißt es in der Definition.
»Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe,
spricht der HERR; ich will sie heilen.«
Es bleibt Trauer. Und es bleibt Hoffnung.
Daß Gott das tut: Frieden zusagen:
Allen Völkern. Allen Menschen
Und daß er sie heilt.
Darum bitte ich heute.
Psalmgebet
Laßt uns beten mit den Worten des 85. Psalms.
HERR, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande
und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;
der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
und all ihre Sünde bedeckt hast;
der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
Hilf uns, Gott, unser Heiland,
und laß ab von deiner Ungnade über uns!
Willst du denn ewiglich über uns zürnen
und deinen Zorn walten lassen für und für?
Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
daß dein Volk sich über dich freuen kann?
HERR, zeige uns deine Gnade und gib uns dein Heil!
Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet,
daß er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
auf dass sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
daß in unserm Lande Ehre wohne;
daß Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
daß Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
daß uns auch der HERR Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
daß Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Musik-Text-Meditation (»Air« aus der dritten Orchestersuite, gespielt auf der Camburger Orgel – Johann Sebastian Bach)
I.
Gedenken.
Erinnern.
Trauern.
Dankbar sein.
Vermissen.
Weinen.
Weitergehen müssen.
Eine Erinnerung verblaßt.
Die andere – unauslöschlich.
II.
Namen.
In Stein gemeißelt.
In Bronze gegossen.
Denkmale.
Mahnmale.
Kreuze in Reih und Glied
auf den Kriegsfriedhöfen.
Das Birkenkreuz
auf dem Soldatengrab meines Onkels,
irgendwo in der Ukraine.
Stolpersteine – überall in den Städten:
Da haben sie die Menschen weggeschleppt.
III.
So viele Namen.
Sie sind gestorben.
Zerrissen in den Schützengräben.
Erstickt im Gas.
Verhungert in den Lagern.
An die Wand gestellt.
In Bombennächten verbrannt.
Auf der Flucht erfroren.
Zugrundegegangen an gebrochenem Herzen.
IV.
Gott, mach ein Ende!
Verjage den Haß aus den Herzen.
Treib’ die Zwietracht aus.
Widerstehe der Lüge.
Gott, fang’ neu an!
Mach’ die Wahrheit groß.
Gib Eintracht.
Und Frieden.
Fülle die Herzen mit Liebe.
Heile die Wunden der Welt.
Amen.
Vaterunser
Laßt uns beten mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Sendungswort und Segen
So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.
Amen.
Geläut der Camburger Glocken
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