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»An einen guten Ort«

Der Onlinegottesdienst zu Toten- und Ewigkeitssonntagzum Mitfeiern, Anschauen, Hören, Lesen und Weitergeben.

 

Der Gottesdienst kommt heute aus Walldorf an der Werra.
Aus meiner alten Heimat, da, wo meine Eltern begraben sind
und wo eine Kirche steht, die eine ganz besondere Geschicht hat –

eine Auferstehungsgeschichte.

Da hin nehme ich Sie und Euch heute mit – an einen guten Ort.
Und auf den Weg ins Land der getrockneten Tränen.


Einen gesegeneten Ewigkeitssonntag!
Pfarrer Michael Greßler

»An einen guten Ort …«

Ein Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag

aus Walldorf an der Werra, zum 22. November 2020

für die Onlinekirche Camburg

 

Votum und  Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen

 

»Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,

und der Tod wird nicht mehr sein,

Und der auf dem Thron saß, sprach:

Siehe, ich mache alles neu.«

(Offenbarung 21,4a+5a)

 

Heute nehme ich Euch mit an einen guten Ort.

Wir sind in Walldorf an der Werra.

Und wir sind am Grab meiner Eltern.

Walldorf liegt da,

wo Thüringen eigentlich schon Franken ist.

Da bin ich aufgewachsen.

Hier bin ich zur Schule gegangen.

Hier haben meine Eltern Dienst getan.

Und hier haben wir sie begraben.

 

Seid willkommen zum Gottesdienst am Ewigkeitssonntag.

Bei der Musik, die jetzt kommt,

zeigen wir Euch ein wenig, wo wir heute sind.

 

Orgelmusik (»Wachet auf, ruft uns die Stimme«– J.S.Bach – Choralbearbeitung zu EG 147)

 

Gedanken zum Tag I – In der Walldorfer Kirche

Heute nehme ich Euch mit an einen guten Ort.

Gerade bei der Musik habt ihr schon viel davon gesehen.

 

Jetzt sind wir in der Kirche.

Es ist eine besondere Kirche.

Nicht nur, weil sie überhaupt besonders ist

und eine besondere Geschichte hat.

Sondern auch für mich.

 

Als kleiner Junge habe ich dort oben gesessen.

Da war eine Empore.

Und seitlich hinter der Orgel saß ich und habe zugehört.

Später habe ich dann im Chor gesungen,

erst Sopran, dann Alt, dann Tenor.

Und wenn der Organist große Orgelstücke gespielt hat,

dann habe ich ihm die Seiten umgelegt

und die Register gezogen.

So war das ein Stück Heimat, Kindheit und Jugend.

 

Vor 16 Jahren dann habe ich hier in dieser Kirche

die Trauerfeiern für meine Eltern gehalten,

im Januar und im November.

 

Es ist eine besondere Kirche.

Es ist ein guter Ort.

Und das nicht nur für mich.

 

2012 kurz vor Ostern ist diese Kirche,

die vorher ein schöner Barockbau war, abgebrannt.

Bis auf die Außenmauern.

Inzwischen ist sie wieder aufgebaut worden.

Von außen genau so, wie sie war,

eins zu eins, nur viel schöner.

Von innen völlig neu, völlig anders.

 

Ein beeindruckender Raum!

Diese Kirche, wie sie neu geworden ist,

neu und verwandelt und wunderbar,

ist in sich schon eine Auferstehungsbotschaft.

 

»Es wird gesät vergänglich

und wird auferstehen unvergänglich.

Es wird gesät in Niedrigkeit

und wird auferstehen in Herrlichkeit.

Es wird gesät in Schwachheit

und wird auferstehn in Kraft.

Der Tod ist verschlungen in den Sieg.

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat

durch Jesus Christus, unsern Herrn.«

(1. Korinther 15, 42-43.54b+55.57)

 

Gedanken zum Tag II – auf dem Jüdischen Friedhof

Heute nehme ich Euch mit an einen guten Ort.

Nach Walldorf. Ans Grab meiner Eltern.

Und auf den jüdischen Friedhof.

Den gibt es hier auch. Gleich neben dem anderen.

 

Deshalb habe ich auch meinen Hut aufgesetzt.

Wundert euch nicht darüber.

Aus Respekt vor unseren jüdischen Glaubensgeschwistern tun wir das,

auch als Nichtjuden.

 

Unsere jüdischen Glaubensgeschwister

nennen die Friedhöfe:

»Maqom tov« – auf deutsch: »Den guten Ort«.

 

Ihr Gedanke dabei:

Ihre Lieben schlafen hier und warten auf die Auferstehung.

Deshalb werden Gräber auf jüdischen Friedhöfen

auch nie beseitigt und eingeebnet.

 

Und wenn sie auf die Friedhöfe gehen

und an ihre Lieben gedenken,

nehmen sie keine Blumen mit, sondern Steine.

Sie legen sie aufs Grab.

 

Das ist ein uralter Brauch.

Der geht zurück bis auf die Zeit

der Wüstenwanderung  des Volkes Israel,

wo man die Toten so begrub,

daß alle Steine mitbrachten

und sie zur Ruhe zugedeckt haben.

Die Lieben zudecken

für den Schlaf bis zur Auferstehung.

Ein guter Ort.

 

Bei Hiob steht:

»Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.

Und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken.«

(Hiob 19,25)    

                      

Gedanken zum Tag II – am Grab der Eltern

Heute nehme ich Euch mit an einen guten Ort.

 

Jetzt sind wir wieder am Grab meiner Eltern.

Da will ich nicht viele Worte machen.

Es ist ein trauriger Ort. Und es ist ein guter Ort.

Ein sehr, sehr guter Ort.

 

Hier haben wir sie zur Ruhe gebracht.

Hier haben wir geweint.

Ich lege ihnen heute einen Stein aufs Grab.

Einen aus Leislau.

 

Der bedeutet heute für mich etwas besonderes.

Ich hab’ Euch heute an gute Orte mitgenommen.

 

Aber Gott wird uns alle auch einmal mitnehmen.

An einen sehr guten Ort.

An den besten, den es geben wird:

Ins Land der getrockneten Tränen.

 

Hört, wie das sein wird.

 

So steht’s geschrieben in der Offenbarung im 21. Kapitel:

 

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;

denn  der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,

von Gott aus dem Himmel herabkommen,

bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her,

die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!

Und er wird bei ihnen wohnen,

und sie werden seine Völker sein,

und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,

und der Tod wird nicht mehr sein,

noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;

denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach:

Siehe, ich mache alles neu!

(Offenbarung 11,1-5a)

 

Chormusik (»Gloria sei dir gesungen« – EG 147,3 – J.S.Bach)

Gloria sei dir gesungen

mit Menschen- und mit Engelzungen,

mit Harfen und mit Zimbeln schön.

Von zwölf Perlen sind die Tore

an deiner Stadt; wir stehn im Chore

der Engel hoch um deinen Thron.

Kein Aug hat je gespürt,

kein Ohr hat mehr gehört

solche Freude.

Des jauchzen wir und singen dir

das Halleluja für und für.

 

Gedanken zum Tag IV

Heute habe ich Euch mit an gute Orte genommen.

 

Bald ist der Gottesdienst zu Ende.

Heute ist Ewigkeitssonntag. Totensonntag.

Wenn Ihr den Gottesdienst zu Ende gefeiert habt,

dann könnt Ihr heute noch etwas machen, wenn Ihr wollt.

Nehmt Euch einen kleinen Stein.

Und geht an eure Gräber.

Legt den Stein darauf. Denkt an Eure Lieben und wißt:

Sie sind jetzt da, in dem Land, an dem Ort,

wo keine Träne mehr geweint werden wird.

 

Laßt uns beten.

 

Gebet (EG 115,5)

»Jesus lebt! Ich bin gewiß,

nichts soll mich von Jesu scheiden,

keine Macht der Finsternis,

keine Herrlichkeit, kein Leiden.

Seine Treue wanket nicht;

dies ist meine Zuversicht.«

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Sendungswort und Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Orgelmusik (»Wachet auf, ruft uns die Stimme« – EG 147 – Max Reger)

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Wilfried Büchse (Samstag, 21 November 2020 22:16)

    Liturgische Farben sind in der Bibel nicht vorgeschrieben, da kann man sich schon eine gewisse Freiheit nehmen. Bisschen ungewöhnlich ist es aber für mich schon - weiß bei diesem Gottesdienst. Ein bisschen besonders, wie dieser ganze Gottesdienst. Besonders gut.

  • #2

    Michael Greßler (Samstag, 21 November 2020 22:34)

    »Totensonntag« ist Grün. »Ewigkeistssonnatg« ist Weiß. Ganz agendarisch.