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»Maria, was?«

Der Gottesdienst zum 4. Advent kommt aus Abtlöbnitz.

Mit Maria. Die steht da so schön auf dem Altar.

Feiert ihn mit und gebt ihn weiter.

Segen Euch allen in seltsamen Zeiten.

»Maria … was?«

Ein Gottesdienst am 4. Advent, 20.12.2020

aus Abtlöbnitz für die Onlinekirche Camburg

 

Geläut aus Abtlöbnitz                       

 

Orgelmusik (»Nun komm, der Heiden Heiland« – Friedrich Wilhelm Zachow)

an der Voigt-Orgel der Stadtkirche Camburg                            

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

»Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!«

(Aus Philipper 4)

 

Seid willkommen zu unserem Onlinegottesdienst am vierten Advent.

 

»Freuet euch in dem Herrn allewege…«

 

»Freuet euch!« Freuet euch?

Wie mag es Euch heute gehen? Jetzt und in diesen Tagen?

Seid Ihr gesund? Habt Ihr Angst? Was geht Euch grade durchs Herz?

 

Für mich sind diese Tage eine Achterbahnfahrt von Gefühlen.

Das »mit Corona« ist jetzt wirklich ernst. Auch bei uns.

Auch bei uns sind welche krank und in Quarantäne.

 

Wir hatten uns so viel Schönes ausgedacht für die Weihnachtstage.

Gottesdienste draußen feiern und in den Kirchen mit Anmeldung.

Das meiste davon wird wohl nicht stattfinden können.

Als wir diesen Gottesdienst für Euch drehen, sind wir noch am Entscheiden.

 

Online werden wir auf jeden Fall für Euch da sein.

Aber auch sonst:

»Der Herr ist nahe«.

Das gilt. Das bleibt. Das wird immer so sein.

Egal, auf welche Weise wir Weihnachten feiern.

 

»Der Herr ist nahe«.

Geboren von Maria. Der Mutter des Herrn.

»Gottesgebärerin« haben die Alten sie genannt.

Und das stimmt.

 

Mitten in ihrer Schwangerschaft besucht Maria

ihre Cousine – die alte Elisabeth, Frau des Zacharias.

Auch die ist schwanger in ihrem Alter.

Und als die beiden Frauen sich treffen, da bricht ein großer Jubel los.

Der Jubel Marias.

Ein Lobgesang. Eine unfaßbare Freude.

Marias Freude. Und Freude für die ganze Welt.

Die möchte ich Euch heute zeigen.

Und mit Euch teilen.

 

Maria hatte dann in ihrem weiteren Leben noch sehr sehr viel auszustehen.

Viel Schweres.

Bis sie dann am Ende sogar unter dem Kreuz ihres Sohnes stand.

Aber heute freut sie sich.

Heute kommt das Schöne.

Trotz allem Schweren und vor allem Schweren.

 

Deshalb feiern wir den Gottesdienst heute mit Maria.

Und weil in Abtlöbnitz mitten im Altar so eine schöne Maria steht,

kommt der Gottesdienst heute von hier.

 

Lobgesang der Maria aus Lukas 1

Laßt uns beten mit dem Lobgesang der Maria:

Meine Seele erhebt den Herren,

und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;

denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Siehe, von nun an werden mich selig preisen

alle Kindeskinder.

Denn er hat große Dinge an mir getan,

der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

Und seine Barmherzigkeit hret für und für

bei denen, die ihn fürchten.

Er übt Gewalt mit seinem Arm

und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron

und erhebt die Niedrigen.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern

und lässet die Reichen leer.

Er gedenket der Barmherzigkeit

und hilft seinem Diener Israel auf,

wie er geredet hat zu unsern Vätern,

Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste,

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

»Maria, was?«

Eine kleine Predigt zum Gottesdienst bei der Camburger Onlinekirche

am 4. Advent 2020

 

Maria, was hast Du eigentlich gedacht?               

 

»Erstmal hab ich gar nichts gedacht.                   

Also, da kommt ein Engel zu Dir herein und sagt Dir unglaubliche Dinge:

Von ‚schwanger werden’ und ‚Sohn gebären’. …

 

Ja, ich hab’ Josef geliebt und wir wollten heiraten,

aber wir hatten noch nicht mal Sex gehabt.

 

Und dann sagt der Engel noch:

‚Dein Kind wir groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden’.

Was soll eine da denken?

 

Also echt, erstmal gar nichts.

Und ich wußte nicht, ob das alles ein Traum war.

Und noch nicht mal ob ein guter oder ein böser.«

 

Und dann, Maria?                                                                     

 

»Dann hat der Engel weiter geredet.                   

Er war übrigens wunderschön.

Gabriel hieß er. Und war blau und golden.

Er hat vor mir gekniet.

Hat mich verehrt, als wollte er mich anbeten.

Okay, das hat er auch.

Dabei war ich grade fünfzehn oder sechzehn,

so genau weiß ich das nicht mehr.

 

Dann hat er lange gesprochen.

Ich bin immer stiller geworden.

Und es war schwer.

Wundervoll war es. Und unendlich schwer.

Er hat mir alles gesagt.

Was aus meinem Kind werden würde.               

Das würde so viel Wundervolles tun.

Helfen und heilen

und die Ordnung der Welt durcheinander bringen.

Und am Ende würde er sterben.

und ich würde dabei sein.«                                      

 

Und das hast Du alles einfach so hingenommen, Maria?

                                                                                            

»Nein. Er – oder sie –                                                  

wer weiß schon, ob ein Engel eine Er oder ein Sie ist –

jedenfalls: Es hat mich schon gefragt.

Ich hätte ablehnen können.

 

Und dann hab’ ich Ja gesagt.«

 

Warum hast Du das gemacht, Maria?                   

 

»Weil es anders werden kann.                                

Nur darum hab ich dieses Kind zur Welt gebracht.

Und bin mit ihm gegangen.

Von den Windeln bis ans Kreuz.

Weil dieses Kind Gott war.

 

Und Gott macht es anders. Er macht alles anders.

Er schaut die Welt anders an als unsereins.

 

Was groß ist und mächtig daherkommt,

das ist für ihn nichts.

Aber die Kleinen, die sind für ihn groß.

Die Lauten, die auf den Straßen brüllen und grob sind,

die läßt er in ihrem eigenen Sumpf.

Aber die Zarten, die Behutsamen, die Sanften,

die, wo nur ein bißchen Menschliches ist,

die nimmt er in seine Hände

und hebt sie ganz hoch.

Die Satten, die sich an ihrer Sattheit genügen,

die überläßt er sich selbst.

Aber um die, die Hunger nach Leben haben,

um die kümmert er sich.

 

Und er vergißt nicht.

Das ist vielleicht das Wichtigste.

Ach, Gott hat ja schon vor Jahrtausenden versprochen,

was er alles tun will.

Damals bei Abraham.

Und als der Engel gekommen ist

und mir alles gesagt hat,

da habe ich gewußt:

Jetzt wird das wahr.

 

Dafür hab ich mein Kind zur Welt gebracht.«

 

Danke, Maria.                                                                 

Und darauf sag’ ich

Amen.

 

Lied »Mein Seel’, o Herr, muß loben dich« – EG 308,1.2.4.5.7.8

1. Mein Seel, o Herr, muß loben dich,

du bist mein Heil, des freu ich mich,


daß du nicht fragst nach weltlich;

Pracht und hast mich Arme nicht veracht'

 

2. und angesehn mein Niedrigkeit.

Des wird von nun an weit und breit

mich selig preisen jedermann,


weil du groß Ding an mir getan.

 

4. Du bist barmherzig insgemein

dem, der dich herzlich fürcht' allein,

und hilfst dem Armen immerdar,

wenn er muß leiden groß Gefahr.

 

5. Der Menschen Hoffart muß vergehn,

mag nicht vor deiner Hand bestehn;

wer sich verläßt auf seine Pracht,


dem hast du bald ein End gemacht.

 

7. Wer niedrig ist und klein geacht',

an dem übst du dein göttlich Macht

und machst ihn einem Fürsten gleich,

die Reichen arm, die Armen reich.

 

8. Das tust du, Herr, zu dieser Zeit,

gedenkest der Barmherzigkeit;

Israel willst du Hilfe tun


durch deinen auserwählten Sohn.

 

Vaterunser

Laßt uns beten mit den Worten Jesu:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Sendungswort und Segen

Und so bleibt behütet. Denkt an Maria. Paßt aufeinander auf. Bleibt gesund.

Freut Euch, so viel Ihr könnt!

»Der Herr ist nahe!«

Bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne euch und behüte euch.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch + Frieden.

Amen.

 

Orgelmusik (»Magnificat« – Jean-François Dandrieu)

an der Kopp-Orgel in Abtlöbnitz                                                     

 

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