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»Lebens-Wege« – Ein Erzählgottesdienst

Ein Erzählgottesdienst aus Tultewitz und Schieben am 3. Sonntag nach Epiphanias.

Mit der Geschichte von Ruth, einem Lied für sie und Menschen auf dem Weg.

Zum Schauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Lebens-Wege«

Ein Erzählgottesdienst zum 3. Sonntag nach Epiphanias,

aus Tultewitz und Schieben am 24.1.2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Geläut der Tultewitzer Glocke

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

 

Gedanken zu Beginn

Manchmal reicht es, Geschichten zu hören, um durchs Leben zu kommen.

 

Märchen zum Beispiel.

 

Hänsel und Gretel.

Da ist die Botschaft klar: Klugheit rettet Leben.

Sie streuen Krümel auf den Weg, um wieder heim zu kommen.

Das klappt zwar nicht ganz.

Und dann nehmen sie ein Stöckchen statt des Fingers von Hänsel

und reichen ihn der Hexe hin.

So kommen sie davon.

Die Geschichte endet für die Hexe böse.

Und für Hänsel und Gretel endet sie gut.

Es ist wahr: Klugheit rettet Leben.

 

Oder Dornröschen:

Auch da ist die Botschaft glasklar. Liebe sprengt Mauern,

egal ob sie aus Dornen sind oder aus Beton.

 

Und Aschenputtel:

Da höre ich: Kleine werden groß, wenn sie geliebt werden.

 

Märchen sind nicht wahr im historischen Sinne.

Aber sie sind eben doch wahr.

 

Genau so ist es bei vielen Bibelgeschichten.

Das sind Geschichten vom Leben.

Geschichten zum Über-Leben.

Geschichten, mit denen man durchs Leben kommt.

Eine davon will ich Euch heute erzählen.

 

Heute erzähle ich Euch die Geschichte von Ruth aus dem  Alten Testament.

Ist sie wahr? Ist sie unwahr?

Ist sie eine historische Geschichte?

Auf jeden Fall ist Wahrheit drin.

Sonst würde ich mich als Theologe nicht damit befassen.

Aber ob sie genau so geschehen ist?

Das ist völlig egal!

 

Es ist eine wahre Geschichte.

Und die erzähle ich Euch heute.

 

Ich erzähle sie Euch, weil es nämlich weitergeht.

Es geht weiter mit Gott und miteinander.

 

Kommt mit.

Kommt mit auf Gottes Wege.

 

Den Gottesdienst schicken wir Euch heute aus Tultewitz

von drinnen und draußen.

Und wir zeigen Euch Menschen, Menschen auf dem Weg

hier von Tultewitz und Schieben.

 

Die Musik kommt wieder aus Camburg.  

 

Musik »Ein Lied für Ruth« – Michael Greßler

 

Psalmgebet aus Psalm 86

Laßt uns beten mit Worten aus dem 86. Psalm:

 

HERR, neige deine Ohren und erhöre mich;

denn ich bin elend und arm.

Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu.

Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir.

Erfreue die Seele deines Knechts;

denn nach dir, Herr, verlangt mich.

Denn du, Herr, bist gut und gnädig,

von großer Güte allen, die dich anrufen.

Vernimm, HERR, mein Gebet

und merke auf die Stimme meines Flehens!

In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören!

Weise mir, HERR, deinen Weg,

daß ich wandle in deiner Wahrheit;

erhalte mein Herz bei dem einen,

daß ich deinen Namen fürchte.

Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen

und ehre deinen Namen ewiglich.

Denn deine Güte ist groß über mir,

du hast mein Leben errettet aus der Tiefe des Todes.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war in Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Musik »Ein Lied für Ruth« – Michael Greßler  

 

Kleine Erzählpredigt

 

Gnade sei mit Euch

und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

I. Es war einmal eine Familie

Es war einmal.

Es war einmal eine Familie,

der Vater Elimelech, die Mutter Naomi.

Und zwei kleine Jungs hatten sie, Machlon und Kiljon.

Die wurden später erwachsene große Männer.

Sie wohnten in Bethlehem, lange, lange –

1000 Jahre, bevor Jesus geboren wurde.

Alles war schön.

Aber eines Tages kam eine Hungersnot

über das ganze Land.

Und da mussten sie fliehen.

Sie flohen fort ins Ausland zu den Moabitern.

Und sie wurden aufgenommen.

Sie hatten’s dort sogar gut.

Und ja, die beiden Jungs, die inzwischen erwachsen waren,

die fanden sogar Frauen und wollten Familien gründen.

Der eine heiratete die Ruth, der andere heiratete die Orpa.

So kann das gehen, wenn der Mensch gut miteinander ist.

 

II. Es war einmal eine Not

Alles war schön.

Und dann kam eine große Not. Eine Lebensnot.

Auch, wenn man sich liebt, kommt manchmal Not.

Und das war eine ganz besondere.

Elimelech, der Vater, starb.

Und ganz wenig später die beiden jungen Männer.

Und alle drei Frauen waren Witwen.

Die beiden jungen Frauen auch noch kinderlos.

 

III. Es war einmal eine Entscheidung

Was jetzt?

Was für ein Ausweg?

Sie haben keinen gesehen.

 

Naomi hat dann gesagt:

Ich geh wieder zurück, egal , ob Hungersnot oder nicht.

Ich ziehe wieder nach Bethlehem.

Und die beiden Schwiegertöchter wollten mit.

Da haben sie diskutiert,

da haben sie miteinander gerungen.

Und Naomi hat immer wieder gesagt:

Bleibt doch in eurer Heimat.

Was wollt ihr in die Fremde mit mir ziehen?

 

Orpa entscheidet sich. Sie wählt die Vernunft.

Sie geht wieder zurück in ihr Elternhaus,

damit sie versorgt ist.

Und sie hofft, vielleicht wieder einen Mann zu finden.

Das ist völlig in Ordnung.

 

Orpa wählt die Vernunft.

Aber Ruth. Die wählt die Liebe.

Sie bleibt bei Naomi.

Sie läßt sich nicht abbringen.

Sie bleibt bei Naomi.

Und sie vertraut, daß es gut wird.

Zusammen mit Naomi und zusammen mit Gott.

 

IV. Es war einmal ein Wort

Dann gehen sie gemeinsam.

Voll Gottvertrauen zurück nach Bethlehem.

Und Ruth sagt den berühmten Satz:

»Wo du hingehst, da will ich auch hingehen.

Wo du bleibst, da bleibe ich auch.

Dein Volk ist mein Volk.

Und dein Gott ist mein Gott.

Wo du stirbst, da sterbe ich auch.

Da will ich auch begraben sein.

Der Herr tue mir dies und das,

nur der Tod soll mich und dich scheiden.«

 

V. Es war einmal eine Zukunft

Die Geschichte geht am Ende gut aus.

Alle sind wieder versorgt.

Und Ruth findet einen Mann, gründet eine Familie.

Und Naomi kann Enkel auf dem Schoß wiegen.

 

Die Geschichte geht gut aus.

Aber sie geht natürlich nicht aus

ohne die bleibenden Wunden, ohne Narben.

Die Narben gehen nicht weg.

Die tragen wir immer mit uns.

Aber es geht weiter.

 

Es geht weiter, wenn Menschen zusammenbleiben, einander treu sind.

Und wo sie bei Gott bleiben

und ihm die Treue und die Liebe halten.

Dann geht es.

Amen.

 

Der Friede Gottes,  

der höher ist, als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne

in Christus Jesus.

Amen.

 

Musik »Ein Lied für Ruth« – Michael Greßler 

Du gehst den Weg und weißt nicht, was er bringt,

weißt noch nicht mal, ob morgen der nächste Tag gelingt.

Geh einfach los, bleib gelassen und fest

und vertraue darauf, daß Dich Gott nicht verläßt.

 

Du gehst den Weg. Und Du gehst nicht allein,

schau Dich um: Es wird immer ein andres bei Dir sein.

Greift Eure Hände und haltet Euch fest.

Und dann spürt Ihr bestimmt, wie Euch Gott nicht verläßt.

 

Du gehst den Weg. Und Du weißt, sie sind da,

all die andern. Und Gott ist Euch alle Tage nah.

So kommt Ihr an. Denn das Eine steht fest:

Daß der gütige Gott Euch gewiß nicht verläßt.

 

Gebet

Laßt uns beten:

 

Gott, nimm uns mit auf den Weg.

Nimm uns mit auf alle Wege.

Auf die guten und auf die schlimmen.

Und halte uns verbunden.

Halte uns zusammen. Und Deine ganze Welt.

Es geht doch nur gemeinsam.

Dazu hilf uns.

Daß wir treu sind.

Zu Dir. Zueinander. Zu den Fremden. Zu den Feinden.

Halte Deine Welt heil.

Und bring uns alle miteinander ans Ziel.

Da, wo alles gut sein wird.

Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Amen.

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir mit Jesu Worten:

 

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden,

in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Musik »Ein Lied für Ruth« – Michael Greßler

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Seifert, Edith (Sonntag, 24 Januar 2021 12:11)

    Danke für den wunderschönen Gottesdienst in bekannter Umgebung.Danke und viele Grüße
    E. Seifert