· 

»In der Nacht ist alles möglich«

Ein Gottesdienst im Dunkeln zum Sonntag Invokavit.

Mit der Geschichte von Jesus und Judas und Verrat.

Und daß Jesus am Ende die Konsequenzen trägt.

Zum Schauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»In der Nacht ist alles möglich«

Ein Gottesdienst im Dunkeln zum Sonntag Invokavit aus Leislau

am 21.2.2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Geläut der Leislauer Glocken

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

 

»Und Judas ging alsbald hinaus. Und es war Nacht.«

(Johannes 13,30)


Zu Beginn

Willkommen zum Gottesdienst im Dunkeln.

Zum Sonntag Invokavit.

Letzten Mittwoch – Aschermittwoch –

da hat ja die Passionszeit angefangen.

Sieben Wochen auf dem Weg.

Auf dem Weg mit Jesus.

Heute gehen wir schon ein ganz tiefes Stück

in diesen Weg hinein.

Heute gehen wir mit Jesus in die Nacht.

 

Musik »Ach bleib mit deiner Gnade« – Johann Pachelbel

 

Psalmgebet aus Psalm 91

Laßt uns beten mit Worten aus dem 91. Psalm.

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt

und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

der spricht zu dem HERRN:

Meine Zuversicht und meine Burg,

mein Gott, auf den ich hoffe.

Denn er errettet dich vom Strick des Jägers

und von der verderblichen Pest.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken,

und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln,

daß du nicht erschrecken mußt vor dem Grauen der Nacht,

vor dem Pfeil, der des Tages fliegt,

vor der Pest, die im Finstern schleicht,

vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

Denn der HERR ist deine Zuversicht,

der Höchste ist deine Zuflucht.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war in Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Lied »Ach bleib mit deiner Gnade« (EG 347,1)

1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,

daß uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

 

Evangeliumslesung  (Johannes 13,21-30)

Hört das heilige Evangelium bei Johannes im dreizehnten Kapitel:

 

Als Jesus mit den Seinen beim Mahl saß,

wurde er im Innersten tief erschüttert und sagte:

»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:

Einer von euch wird mich verraten.«

Da sahen sich die Jünger ängstlich an und fragten sich:

»Wen von uns meint er?«

 

Einer aber von seinen Jüngern,

den Jesus besonders liebte,

lag bei Tisch an der Seite von Jesus.

Dem gab Simon Petrus ein Zeichen.

Er sollte Jesus fragen, von wem er gesprochen hatte.

 

Der Jünger lehnte sich zurück zu Jesus und fragte ihn: »Herr, wer ist es?«

Jesus antwortete:

»Es ist der, dem ich einen Bissen Brot

in die Schüssel tauche und gebe.«

Und er nahm den Bissen und tauchte ihn ein

und gab ihn Judas, dem Sohn von Simon Ischariot.

 

Als Judas das Brot genommen hatte,

ergriff der Satan Besitz von ihm.

Da sagte Jesus zu ihm:

»Was du tun mußt, das tue bald!«

 

Von den anderen am Tisch verstand keiner,

warum Jesus das zu Judas sagte.

Weil Judas die Kasse verwaltete, dachten einige,

daß Jesus zu ihm gesagt hatte:

»Kauf ein, was wir für das Fest brauchen.«

Oder sie dachten:

Jesus hat ihm aufgetragen, den Armen etwas zu geben.

 

Als Judas das Stück Brot gegessen hatte, ging er gleich hinaus.

Und es war Nacht.

 

Evangelium unsers Herrn Jesus Christus.

 

Lied »Ach bleib mit deiner Gnade« (EG 347,2)

2. Ach bleib mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert,

daß uns sei hier und dorte dein Güt und Heil beschert.

 

Kleine Predigt

 

In der Nacht ist nichts klar.

Die Grenzen verschwimmen.

Alles ist möglich.

 

Sie sitzen zusammen. Das letzte gemeinsame Mahl.

Jesus hat keine achtzehn Stunden mehr zu leben.

Keiner weiß das.

Auch Judas nicht. Die andern gleich gar nicht.

Nur Jesus. Der weiß es.

 

Und er läßt ihn gehen, den Judas.

»Was du tun mußt, das tue bald …«

 

»Und gleich ging er hinaus. Und es war Nacht.«

 

In der Nacht ist alles möglich.

Und ich gehe hinaus.

 

Ich gehe hinaus in den Tag.

Da weiß ich einigermaßen, was kommt.

Denke ich. Aber ach … wer weiß.

 

Ich gehe hinaus in die Nacht.

Da kommen die unmöglichen Möglichkeiten.

 

Große Liebe. Böse Träume.

Gedanken-Endlosschleifen.

Sehnsucht.

Schlaf und durchwachte Stunden.

Lächeln. Tränen.

 

Und da lauern die Gefahren.

Verzweiflung. Schwarzes Seelen-Dunkel.

Und Weltdunkel.

Finstere Mächte. –

In der Nacht lauert auch der Verrat.

 

Und ich geh hinaus in die Nacht.

»Was du tun mußt, das tue bald.«

 

Ich weiß es doch nicht.

Und Judas – ich bin sicher:

Er wußte auch nicht, was kommt.

Judas ist nicht der böse, finstere Verräter.

So habe ich das mal gelernt.

Aber das stimmt nicht.

 

Judas ist genauso ein armer Kerl wie ich.

Und Du vielleicht.

Judas ist einer, der raus muß in die Nacht.

 

»Was du tun mußt, das tue bald.

Und gleich ging er hinaus. Und es war Nacht.«

 

Und ich muß mit.

Da lauert der Verrat.

Nein nein. Nicht der böse Verrat des Judas.

Nicht nur der.

Auch meiner.

 

Mein Verrat.

An anderen. An Jesus. An der Welt.

Verrat auch an mir selbst.

 

»Was du tun mußt, das tue bald.«

 

Und keiner denke, das kann einem nicht passieren,

wenn man hinaus muß in die Nacht.

 

Aber ich muß. Judas mußte auch.

Du wohl auch.

Lebensnacht.

 

In der Nacht ist alles möglich.

Und keiner weiß, was.

 

Jesus wußte es schon.

Und er läßt den Judas gehen.

Läßt mich gehen und Dich.

Und läßt geschehen, was geschehen muß.

 

»Was Du tun mußt, das tue bald.«

 

Schon erstaunlich, oder?

Daß Jesus uns so in die Nacht tapsen läßt.

Dich und mich und Judas.

Er weiß schon,

was für Konsequenzen das haben kann.

 

Und dann?

Dann trägt er sie.

Amen.

 

Lied »Ach bleib mit deiner Gnade« (EG 347,3+5)

3. Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht;

dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

5. Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held,

daß uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.

 

Gebet

Laßt uns beten.

Gott, wenn es Nacht wird, dann bleibe.

Bleibe bei uns, bei Deiner Kirche, bei Deiner Welt.

Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme dich.

 

Gott, wenn es Nacht wird in uns,

dann bleibe mit Deinem Licht.

Tröste uns und vertreibe das Dunkel aus den Herzen.

Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme dich.

                                 

Gott, wenn es Nacht wird in der Welt,

dann bleibe mit Deiner Klarheit.

Gib den Regierenden kluge, gute Gedanken.

Und mahne die Menschen zu Eintracht und Frieden.

Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme dich.

                                 

Gott, wenn es Nacht wird für die Menschen,

dann bleibe mit Deiner Kraft.

Führe die Verirrten auf gute Wege,

Hilf den Menschen, einander zu helfen,

heile die Kranken und sei den Sterbenden gnädig.

Wir rufen zu Dir: Herr, erbarme dich.

                                 

Gott, wenn es Nacht wird, dann bleibe.

Darauf vertrauen wir und geben Dir alle Ehre jetzt und in Ewigkeit.

Amen.

                                 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.  

Amen.

 

Lied »Ach bleib mit deiner Gnade« (EG 347,4)

4. Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr;


dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.

 

Segen

So bleibt bewahrt bei Nacht und Tag.

Bleibt bewahrt in Gottes Frieden,

in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden. Amen.

 

Lied »Ach bleib mit deiner Gnade« (EG 347,6)

6. Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott;

Beständigkeit verleihe,
 hilf uns aus aller Not.

 

Musik »Ach bleib mit deiner Gnade« – Johann Gottfried Walther

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0