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»Jona – ein Erzählgottesdienst«

Ein Gottesdienst mit der Geschichte von Jona. Und kleiner Musik von der Flöte.

Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Jona – Ein Erzählgottesdienst«

Am 1. Sonntag nach Trinitatis, 6. Juni 2021 für die Onlinekirche Camburg

 

 

Musik

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

                                                             

Es ist Frühling. Die Zeit, wo es anfängt.

Es gibt ja so Geschichten.

Geschichten, die man einfach so versteht.

Selbsterklärende Geschichten.

Geschichten, wo man von ganz alleine merkt:

Da fängt was an.

 

Heute erzähle ich Euch die Geschichte von Jona.

Die ist nämlich so eine.

Eine Geschichte vom Anfang und von vielen Anfängen.

Eigentlich ist die Geschichte von Jona

sogar mehrere Geschichten.

Da sind nämlich unsere Geschichten mit drin.

Eigentlich alle.

Hört nur zu.

 

Flötenimprovisation

 

I. Jonas Morgen

Jona war früh aufgestanden.

Das hat er jeden Tag so gemacht.

Er stand auf, schaute sich um.

Und er war gespannt, was der Tag bringt.

Jeden Tag war das so.

Dann machte er sich ans Werk, machte Feuer,

buk sich ein wenig Fladenbrot.

Er melkte die Ziege und er fütterte seinen Esel.

Dann setzte er sich hin zum Frühstück.

Frisches Brot mit Ziegenbutter.

Und weil es noch keinen Kaffee gab,

trank er einen Becher Wasser mit etwas Wein drin.

Das haben sie damals so gemacht.

Ein schöner Tag sollte es werden.

 

Musik

 

II. Ninive – schön und grausam

Dort hinten irgendwo liegt Ninive.

Tausende Kilometer weg.

Oder – lag Ninive. Das gibt es heute nicht mehr.

 

Bei Jona war’s anders.

Ninive war zwar auch tausend Kilometer weg,

aber es gab es noch.

Und alle kannten die Stadt.

Die Stadt war wunderschön. Riesengroß.

Und die Stadt war unglaublich böse.

Wunderschön war sie und reich.

Mir einem Stadttor von blauen Ziegeln. Goldenes Tor.

Und alle staunten, wenn sie nach Ninive kamen.

Über die reichen Menschen, die prächtigen Gärten,

die Brunnen, das Schloß, die Macht des Königs.

 

Eigentlich doch schön.

Aber Ninive war eine grausame Stadt.

Die Reichen vergaßen die Armen.

Das ist ja fast normal auf unserer Welt.

Aber noch schlimmer war die Grausamkeit,

die Ninive in der Welt verbreitete.

Ninive war berüchtigt für seine Kriegsgräuel.

Da, wo sie Städte eroberten,

da spießten sie die Gefangenen auf

an den Stadttorpfosten wie Schaschlikspieße.

 

Die Assyrer, die Ninive beherrschten,

sie waren reich, sie waren schön, sie waren stolz.

Sie waren grausam. Sie waren böse.

 

Musik

 

III. Gott sieht

»Und Gott sah aus von seiner Höh’

und sah auf die Stadt Ninive.«

So hat das vor ein paar Jahrzehnten

jemand ganz unvergesslich gedichtet.

Wir kennen die Ballade ganz bestimmt.

 »Und Gott sah aus von seiner Höh’

und sah auf die Stadt Ninive.«

Und schaut sie sich an.

Die wunderschöne, reiche, böse, grausame Stadt.

 

Er lässt seinen Blick schweifen,

schaut weiter über die Welt.

Und dann sieht er den Jona.

Und da faßt er einen Beschluß: Der Jona muß hin.

Der Jona geht nach Ninive und soll eine Strafpredigt halten,

damit die Leute zur Vernunft kommen.

 

Der Jona soll nach Ninive.

Warum eigentlich?

Keine Ahnung.

Manchmal passieren uns Sachen,

da weiß nur Gott, warum sie uns passieren.

Manchmal trifft Gott Entscheidungen für uns.

Und die betreffen uns dann ganz.

Wie den Jona.

 

Musik

 

IV. Jonas Flucht

Der Jona hat sich Gottes Wort angehört.

Und dann faßt er auch einen Entschluß: Nichts wie weg.

Ich mach nicht mit. Ich geh. Ich reiße aus.

 

Und er läuft. Und dann rennt er. Soweit weg, wie möglich.

Ninive liegt im Osten. Er rennt nach Westen.

Immer weiter.

Und irgendwann hört das Land auf und er ist am Meer.

In Japho.

Da sind die Schiffe. Die großen. Die berühmten.

Die Tarsisschiffe.

Und da glänzen Jona die Augen. Nach Tarsis!

Tarsis, das ist wirklich weit weg.

 

Auf der einen Seite des Mittelmeeres liegt Israel,

auf der anderen Seite Spanien.

Und da geht’s hin. Nach Tarsis.

Jona bezahlt. Und sie fahren los.

Und er freut sich.

Die Nacht kommt.

Er legt sich in seine Hängematte.

Und dann passiert etwas.

 

Musik

 

V. Not

Ein furchtbarer Sturm bricht los.

Ein richtiges gewaltiges Ungewitter auf dem Meer.

Die alten Seebären auf dem Schiff sind einiges gewöhnt.

Aber das wird ihnen doch zu viel.

Sie rudern. Sie kämpfen mit den Elementen.

Am Ende fangen sie an zu beten. Jeder zu seinem Gott.

Denn Gott kannten sie nicht.

 

Und Jona?

Jona liegt in der Hängematte und verschläft’s.

Er versteckt sich.

Augen zu, Kopf in den Sand.

Keine Verantwortung übernehmen.

Der Kapitän nimmt das nicht hin.

Er geht runter ins Schiff, holt den Jona hoch.

Jona muß sich stellen.

Muß sich seiner Verantwortung stellen.

Und dann fragen sie:

»Was ist eigentlich los? Wer bist du eigentlich?«

 

Sie losen miteinander,

wer denn nun Schuld wäre an diesem Sturm

und an dem Unglück, das sie trifft.

Und Jona zieht das schwarze Los.

 

Dann gibt er alles zu.

Ich bin ein Hebräer. Gott hat mich nach Ninive gesandt.

Aber ich bin vor ihm weggelaufen.

Und werd nun wohl ertrinken müssen.

Werft mich ins Meer.

Dann wird es friedlich und ihr kommt davon.

 

Musik

 

VI. Jetzt wird’s verrückt

Die Seeleute wollen nicht.

Sie wollen kein unschuldiges Blut vergießen, sagen sie.

Aber am Ende hilft nichts.

Sie müssen Jona ins Meer werfen.

 

Und jetzt wird’s richtig verrückt, unsere Geschichte.

Jona kann schwimmen,

aber er würde es nie nach Hause schaffen.

Und da schickt Gott einen riesengroßen Fisch.

Wir sagen immer: Einen Walfisch.

Aber das geht gar nicht.

Ein Walfisch kann keinen Menschen verschlucken.

Die Kehle ist viel zu dünn.

Wir wissen’s nicht.

Eigentlich ist das alles völlig unmöglich, was da geschieht.

Daß Gott zu einem Fisch spricht.

Und daß der kommt und den Jona rettet.

Und trotzdem – die Geschichte erzählt’s.

 

Und im Fisch wird es noch verrückter.

Da sitzt der Jona.

Kein Mensch könnte im Fischbauch überleben.

Er würde einfach zermalmt werden.

Aber die Geschichte erzählt’s.

 

Jona sitzt im Fisch und betet.

Wie absurd.

Und trotzdem, obwohl das alles nicht geht:

So geht unsere Geschichte.

Und trotzdem – so absurd das alles ist: Es ist wahr.

Musik

 

VII. Neugeboren

Drei Tage und drei Nächte ist Jona im Fisch.

Dann spuckt der Fisch den Jona ans Land.

 

Es gibt alte Bilder aus dem Mittelalter.

Da wird Jona vom Fisch verschlungen,

voll bekleidet mit Kopfbedeckung.

Ein würdiger Herr mit Bart und langem Haar.

Und als der Fisch ihn ausspuckt, da ist er nackt.

Wie ein neugeborenes Kind.

 

Da ist dem Jona was passiert.

Er ist da wo durchgegangen.

Durch eine tiefe Krise.

Und das passiert ja auch uns.

Deshalb ist das auch unsre Geschichte.

 

Manchmal müssen wir durch ganz Unmögliches.

In die Tiefe des Meeres.

In die Tiefen der Not.

In den Bauch des Wales.

Und dann kommen wir wieder raus.

Dann kommen wir wieder nach oben.

Neugeboren. Da fängt was Neues an.

Und wenn wir nackt auf den Strand geworfen sind.

Aber wir leben! Wir leben neu!

 

Musik

 

VIII. Die Geschichte geht weiter

Die Geschichte geht weiter.

Die Geschichte von Jona.

Und von Ninive.

Aber das ist eine andere Geschichte

und soll ein andermal weiter erzählt werden.

 

Meine Geschichte geht auch weiter.

Und Eure.

Mit Fliehen. Und Böse und Gut.

Und Sturm und Meer.

Und Scheitern. Vom Wal verschlungen werden.

Und nackt auf den Strand geworfen sein.

Aber dann wieder losgehen.

 

Das geht. Mit Gott. Glaubt mir.

Es ist Frühling. Neues fängt an.

Amen.

 

Musik

 

Vaterunser

Laßt uns gemeinsam das Vaterunser beten.

 

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

Sendung und Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, in seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Musik

 

 

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