Ein Gottesdienst von der Wippe zum Johannistag.
Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.
»Auf der Wippe«
Ein Gottesdienst aus Zöthen zum Johannistag 2021
für die Onlinekirche Camburg
Musik – »Das Jahr steht auf der Höhe« - Holm Vogel
Votum und Begrüßung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Meditation
Hin und her. Her und hin.
Vor und zurück. Zurück und vor.
Gestern und morgen. Morgen und gestern.
Früher und später. Später und früher.
Nach oben. Nach unten. Nach unten. Nach oben.
Geboren sein. Sterben. Sterben. Geboren sein.
Böse und Gut. Gut und Böse.
Vergangenheit. Zukunft. Zukunft. Vergangenheit.
Und so weiter. Und so weiter.
Und ich in der Mitte. Immer in der Mitte.
Auf der Wippe. Auf der Waage.
Am Dreh- und Angelpunkt.
Gleichgewicht halten.
Denn in der Mitte, auf der Wippe …
da brauchst Du das. Gleichgewicht.
Und das mit dem Gleichgewicht ist gar nicht so einfach.
Seid willkommen zum Gottesdienst.
Lied – »Das Jahr steht auf der Höhe«
1. Das Jahr steht auf der Höhe,
die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe
und mach die Mitte gut.
Herr, zwischen Blühn und Reifen
und Ende und Beginn
laß uns dein Wort ergreifen
und wachsen auf dich hin.
Meditation
2020. 2022.
Was gewesen ist. Was kommen wird.
Weihnachten war vor einem halben Jahr.
Weihnachten ist in einem halben Jahr.
Und die vielen Tage dazwischen.
Jetzt steh ich hier. Mitten im Jahr.
Eine Hälfte war. Eine Hälfte kommt.
Lange Tage jetzt und kurze Nächte.
Und dann wieder umgekehrt.
Und alles andere:
Glücklich sein. Weinen.
Essen und trinken. Und Durst haben und Hunger.
Lieben. Und streiten.
Schuldig werden. Vergeben bekommen.
Fehler machen. Alles richtig machen.
Gut sein. Und böse.
Und dazwischen ich. Und Ihr.
Wir sollten die Waage finden.
Aber das ist eben nicht so einfach.
Ich kippe zu leicht.
Immer nach einer Seite.
Und die ist dann womöglich ganz falsch.
Ich stehe aber nicht alleine hier.
Mitten im Jahr. Auf der Wippe. Lebenswippe.
Am Dreh- und Angelpunkt.
Da steht einer mit mir.
Johannes. Sie nennen ihn den Täufer.
Der steht hier. Mit mir. Mit uns.
Johannes.
Der Mann auf der Wippe, der Mann auf der Kippe.
Der Mann auf der Waage.
Der steht da und sagt uns was.
Lied – »Das Jahr steht auf der Höhe«
2. Kaum ist der Tag am längsten,
wächst wiederum die Nacht.
Begegne unsern Ängsten
mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle,
der Schmerz, das Glücklichsein
nimmt alles seine Stelle
in deiner Führung ein.
Meditation und Lesung aus Lukas 3
Hin und her. Her und hin.
Jahrtausende kamen. Jahrtausende kommen.
Gott unterwegs mit den Menschen.
Menschen unterwegs mit Gott.
Und eines Tages steht er da: Johannes.
Steht in der Wüste. Steht am Wasser.
Beides auf einmal. Mittendrin.
Hört Worte aus dem Lukasevangelium im 3. Kapitel:
Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius,
als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war
und Herodes Landesfürst von Galiläa
und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa
und der Landschaft Trachonitis
und Lysanias Landesfürst von Abilene,
als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren,
da geschah das Wort Gottes zu Johannes,
dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.
Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan
und predigte die Taufe der Buße
zur Vergebung der Sünden,
wie geschrieben steht
im Buch der Worte des Propheten Jesaja:
»Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben!
Alle Täler sollen erhöht werden,
und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden;
und was krumm ist, soll gerade werden,
und was uneben ist, soll ebener Weg werden,
und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.«
Da sprach Johannes zu der Menge,
die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen:
Ihr Otterngezücht, wer hat euch denn gewiss gemacht,
daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?
Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße;
und nehmt euch nur nicht vor zu sagen:
Wir haben Abraham zum Vater.
Denn ich sage euch:
Gott kann dem Abraham
aus diesen Steinen Kinder erwecken.
Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt;
jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt,
wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Und die Menge fragte ihn und sprach:
Was sollen wir denn nun tun?
Er antwortete aber und sprach zu ihnen:
Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat;
und wer Speise hat, der tue ebenso.
Es kamen aber auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen,
und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun?
Er sprach zu ihnen:
Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist!
Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen:
Was sollen denn wir tun?
Und er sprach zu ihnen:
Tut niemandem Gewalt oder Unrecht
und laßt euch genügen an eurem Sold!
Als aber das Volk voll Erwartung war
und alle dachten in ihrem Herzen,
ob Johannes vielleicht der Christus wäre,
antwortete Johannes und sprach zu allen:
Ich taufe euch mit Wasser;
es kommt aber der, der stärker ist als ich;
ich bin nicht wert,
daß ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse;
der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Und mit vielem anderen mehr ermahnte er das Volk
und predigte ihnen.
Evangelium unsers Herrn Jesus Christus
Lied – »Das Jahr steht auf der Höhe«
3. Das Jahr lehrt Abschied nehmen
schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen,
nur wach sein und bereit,
die Tage loszulassen
und was vergänglich ist,
das Ziel ins Auge fassen,
das du, Herr, selber bist.
Meditation
Auf und ab. Ab und auf.
Früher und morgen. Morgen und früher.
Gut und Böse. Böse und gut.
Tun und Lassen. Lassen und Tun.
Schuld und Gnade. Gnade und Schuld.
Geborensein. Und Sterben.
Und ich mittendrin.
Mit Euch. Und mit Johannes.
Auf der Kippe. Auf der Wippe.
In der Waage?
Die Waage ist nicht so leicht.
Ganz im Gegenteil.
Waage ist schwer.
Nicht runterfallen. Weder hier noch da.
Und nein! Waage ist kein Mittelmaß:
So durchwursteln.
Waage ist der Königsweg. Der schwere.
Gut, daß Johannes da ist.
Mit seinen klaren Worten.
Mit seinen schweren Worten.
Mit seinen Worten von Gott. Und Jesus.
Und da stehe ich nun.
Auf der Wippe. Mitten im Jahr.
Mitten in der Welt.
Und Johannes hilft mir.
Er balanciert mit mir. Und mit Euch.
Klar, wir schwanken immer mal.
Hin und her. Her und hin.
Aber wir balancieren.
Wir suchen die Waage auf Gottes feinen Fäden.
Gleichgewicht halten.
Gratwanderung.
Goldener Mittelweg.
Nicht runterfallen.
Fest stehen.
Halt haben.
Johannes hilft uns dazu.
Er zeigt uns Gott. Und Jesus.
Dann geht es.
Amen.
Lied – »Das Jahr steht auf der Höhe«
4. Du wächst und bleibst für immer,
doch unsre Zeit nimmt ab.
Dein Tun hat Morgenschimmer,
das unsre sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet,
der äußre Mensch vergeht,
daß jeder zu dir findet
und durch dich aufersteht.
Vaterunser
Laßt uns gemeinsam das Vaterunser beten:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen
Sendung und Segen
So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.
Amen.
Kommentar schreiben