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»Schwerkraft und Gotteskraft«

Ein Gottesdienst am Sonntag von der Taufe. Vom Leislauer Bächlein.

Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Schwerkraft und Gotteskraft«

Ein Gottesdienst zum 6. Sonntag nach Trinitatis

am 11.7.2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Da stehe ich nun.

Auf der kleinen Brücke im Leislauer Wald.

Da, wo das kleine Bächlein losfließt.

Aus der Quelle. In den Teich. Durch den Bach.

In die Saale. Ins große, weite Meer.

 

Da stehe ich nun auf der kleinen Brücke.

Und ich weiß zwei Sachen:

Wasser fließt immer bergab. Du kannst es nicht aufhalten.

Das ist das eine, was ich weiß.

 

Und das andere:

Das hör’ ich, wenn Jesus heute zu mir sagt:

 

»Darum geht hin zu allen Völkern.«

 

Und wißt Ihr was?

Das eine hat mit dem anderen zu tun.

Daß das Wasser begab fließt

und daß Gott mich in die Welt sendet – und Euch –

das ist eigentlich dasselbe.

Das will ich Euch heute in diesem Gottesdienst zeigen.

 

Seid willkommen.

Sechster. Sonntag nach Trinitatis.

Der Sonntag von der Taufe.

 

Lied »Du hast mich, Herr, zu dir gerufen« – EG 210,1

1. Du hast mich, Herr, zu dir gerufen,

und in der Taufe bekenn ich dich.

Ich will dir folgen,
will bei dir bleiben

und will dir treu sein; gib du mir Kraft.

                                                             

Psalmgebet aus Psalm 139

Laßt uns beten mit Worten aus dem 139. Psalm.

Herr, du erforschest mich und kennest mich.

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;

du verstehst meine Gedanken von ferne.

Ich gehe oder liege, so bist du um mich

und siehst alle meine Wege.

Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,

das du, Herr, nicht schon wüßtest.

Von allen Seiten umgibst du mich

und hältst deine Hand über mir.

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,

ich kann sie nicht begreifen.

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,

und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

Führe ich gen Himmel, so bist du da;

bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte

und bliebe am äußersten Meer,

so würde auch dort deine Hand mich führen

und deine Rechte mich halten.

Spräche ich: Finsternis möge mich decken

und Nacht statt Licht um mich sein –,

so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,

und die Nacht leuchtete wie der Tag.

Am Ende bin ich noch immer bei dir.

Ich danke dir, daß ich wunderbar gemacht bin;

wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;

prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.

Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin,

und leite mich auf ewigem Weg.

                        

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

                        

Lied – »Du hast mich, Herr, zu dir gerufen« – EG 210,2

2. Wie du gestorben und erstanden,

sterb und erstehe ich, Herr, mit dir.

Ich will dir folgen,
will bei dir bleiben

und will dir treu sein; gib du mir Kraft.

                        

Evangelium (Matthäus 28,16-20)

Hört das heilige Evangelium bei Matthäus im 28. Kapitel:

 

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg,

wohin Jesus sie beschieden hatte.

                        

Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder;

etliche aber zweifelten.

                        

Und Jesus trat hinzu und sprach zu ihnen:

Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.

                        

Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker:

Tauft sie auf den Namen des Vaters

und des Sohnes und des heiligen Geistes

und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

                        

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

                        

Evangelium unsers Herrn Jesus Christus.

 

Lied – »Du hast mich, Herr, zu dir gerufen« – EG 210,3

3. Gib meinem Leben große Freude

und Kraft, für andere dazusein.

Ich will dir folgen,
will bei dir bleiben

und will dir treu sein; gib du mir Kraft.

 

Kleine Predigt

 

Gnade sei mit Euch

und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

I. Wasserfluß

Da sitze ich nun im Leislauer Wald

beim Leislauer Bächlein.

 

Ich seh das Wasser fließen.

Vor mir und hinter mir.

Es kommt aus der Tiefe.

Und dann fließt es bergab. Immer bergab.

Das hat mit der Schwerkraft zu tun.

Nimm Wasser, schütte es aus –

und es wird immer nach unten fließen.

Im Waschbecken, draußen auf den Steinen –

und wenn es versickert,

dann fließt es erst recht nach unten.

Zurück in die Tiefen der Erde.

Der Rest – und das ist viel –

der Rest bahnt sich seinen Weg ins große Meer.

 

II. Glaube-Liebe-Hoffnungsfluß

Da sitze ich nun beim Leislauer Bächlein.

Und ich höre, was Jesus gesagt hat –

damals, oben auf dem Berg:

 

‚Geht hin. Macht zu Jüngerinnen und Jüngern alle Völker.

Tauft sie.

Taucht sie ein in meine Gnade, in meine Liebe,

in mein Leben.

Und laßt Gnade, Liebe, Frieden,

Glaube, Liebe, Hoffnung fließen durch die ganze Welt.’

 

Mir ist das wichtig,

daß Jesus das damals auf dem Berg gesagt hat.

 

Denn Wasser fließt nach unten –

das macht die Schwerkraft –

und das, was Jesus gesagt hat –seine Worte,

seine Liebe, sein Segen, sein Leben:

Das fließt seitdem herab auf die Welt.

Unaufhaltsam.

Mit all denen, die er gesandt hat.

Die ersten Jüngerinnen und Jünger.

Und mit uns bis heute.

Das macht die Gotteskraft.

 

Es ist mir, als kann man das nicht aufhalten.

 

So, wie das Wasser nach unten fließt,

so fließt es von diesem Berg hinab:

Das, was wir glauben. Die Sache mit Jesus.

 

III. Schuldfluß

Freilich. Wir haben’s in die Hand bekommen.

Wir Menschen.

 

Und was Menschen in die Hände bekommen,

das verkommt sehr oft.

Selbst das, was wir »Mission« nennen.

Eigentlich wunderbar – Menschen zum Glauben bringen.

Menschen zum Glauben helfen.

Das ist eine großartige Sache.

Und eben auch nicht.

 

Da ist jede Menge Schreckliches passiert.

Mission mit Feuer und Schwert.

Man soll den Sachsen vor tausend Jahren

das Schwert an die Kehle gehalten haben:

»Laß dich taufen oder stirb!«

Man hat ganze Kontinente kolonisiert.

 

Die Missionarinnen und Missionare

hatten ganz ganz sicher ganz gute Absichten.

Aber dahinter stand sehr oft die Macht.

Taufe als Machtinstrument.

 

Und die Berichte von den hunderten

getöteten Kindern in katholischen Kinderheimen in Kanada

erschüttern mich zutiefst.

Die »Barmherzigen Schwestern«

sollten indigenen Kindern Kultur beibringen.

Im Namen des Christentums.

Und am Ende waren hunderte tot.

Verscharrt in Massengräbern.

Und was viel schlimmer ist:

Jetzt! heute! Sagt keiner:

Das war ein Verbrechen im Namen des Glaubens.

Und die Verantwortlichen drücken sich

um jede Verantwortung herum.

Von Entschädigungen ganz zu schweigen.

 

So geht das – nicht!

Da ist aus dem Gnadenfluß,

den Jesus damals vom Berg hat fließen lassen,

ein grauenvoller Schuldfluß geworden.

 

Das müssen wir als Kirche zugeben. Sagen. Bekennen.

 

Sonst sind wir nicht Kirche Jesus Christi.

 

IV. Gnadenfluß

Und da sitze nun ich beim Bächlein in Leislau.

Das Wasser fließt.

Unaufhaltsam nach unten.

 

Und von dem Berg damals fließt der Glaube in die Welt.

Wir sind dabei – sind Teil dieses Flusses.

Das macht die Gotteskraft. Gut so.

 

Wir haben auch eine Menge Schuld dabei.

Die anderen, vor uns und mit uns.

Und natürlich auch wir selbst.

 

Da kann ich nur eins machen.

Da kann ich nur beten:

»Jesus, laß es mich bitte richtig machen.

Laß mich fließen! Mit Dir.

Mit Glaube, Liebe, Hoffnung und Segen.

Laß mich auch ehrlich sein. Laß mich Schuld zugeben.

Und hilf mir.

Hilf mir, daß ich es so richtig mache, wie ich irgend kann.

Laß meine Schwerkraft

von Deiner Gotteskraft getragen sein.

 

Auf daß ich ein Stück Gnadenfluß werde – von Dir.

Und bitte, wenn ich schuldig werde –

dann laß Deine Gnade die Schuld wegwaschen.

Aber nicht einfach so. Klar und ehrlich.

Auf daß Deine Gnade immer größer werde.

Grade unten. Da, wo die Schuld steht.

Spül’ sie weg.«

 

Und dann seh ich das Wasser fließen.

Und die Gnade.

Und ich bitte: »Jesus, fließ in die Welt.«

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

 

Lied – »Du hast mich, Herr, zu dir gerufen« – EG 210,4

4. Wenn Angst und Zweifel in mir wachsen,

dann schenke du mir neuen Mut.

Ich will dir folgen,
will bei dir bleiben

und will dir treu sein; gib du mir Kraft.

             

Vaterunser

Laßt uns gemeinsam das Vaterunser beten:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

 

Sendung und Segen

So bleibt bewahrt.

Bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Segen, in seiner Liebe.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Lied – »Du hast mich, Herr, zu dir gerufen« – EG 210,5

5. Herr, sende mich wie deine Jünger,

und gehe du mir selbst voran.

Ich will dir folgen,
will bei dir bleiben

und will dir treu sein; gib du mir Kraft.


 

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