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»Wir sind dann mal weg«

Ein Gottesdienst vom Bahnhof.

Mit etwas Abschied und neuen Wegen.

Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Wir sind dann mal weg …« 

Ein Gottesdienst vom Bahnhof

zum 12. Sonntag nach Trinitatis, 22. August 2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Camburger Geläut                     

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

 

»Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben.«

 

So steht’s geschrieben im 1. Buch Mose im 24. Kapitel.

 

Seid willkommen zum Onlinegottesdienst.

Er kommt heute vom Bahnhof.

Es wird ein Gottesdienst mit etwas Abschied.

Und es wird ein Gottesdienst mit neuen Wegen.

 

Weil sich nämlich immer alles wandelt.

Und weil es eben trotzdem immer weitergeht.

Mit Gott. Und miteinander.

 

Lied »Vertraut den neuen Wegen (EG 395,1)

1. Vertraut den neuen Wegen,

auf die der Herr uns weist,

weil Leben heißt: sich regen,

weil Leben wandern heißt.

Seit leuchtend Gottes Bogen

am hohen Himmel stand,

sind Menschen ausgezogen

in das gelobte Land.

 

Evangelium (Lukas 9,1-6)

Hört das heilige Evangelium bei Lukas im 9. Kapitel:

Jesus rief die Zwölf zusammen

und gab ihnen Gewalt und Macht

über alle bösen Geister

und daß sie Krankheiten heilen konnten

und er sandte sie aus, zu predigen das Reich Gottes

und die Kranken zu heilen.

Und er sprach zu ihnen:

Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen,

weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld;

es soll auch nicht einer zwei Hemden haben.

Und wenn ihr in ein Haus geht,

dann bleibt dort, bis ihr weiterzieht.

Und wenn sie euch nicht aufnehmen,

dann geht fort aus der Stadt

und schüttelt den Staub von euren Füßen

zu einem Zeugnis gegen sie.

Und sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf,

predigten das Evangelium

und heilten an allen Orten.

 

Evangelium unsers Herrn Jesus Christus

 

Lied »Vertraut den neuen Wegen (EG 395,2)

2. Vertraut den neuen Wegen

und wandert in die Zeit!

Gott will, daß ihr ein Segen

für seine Erde seid.

Der uns in frühen Zeiten

das Leben eingehaucht,

der wird uns dahin leiten,

wo er uns will und braucht.


»Wir sind dann mal weg …« – Eine kleine Predigt

 

Gnade sei mit euch

und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

I. Reisen        

Wir sind dann mal weg.

Heute kommt der Gottesdienst vom Bahnhof.

Da, wo sich so viele auf den Weg machen.

Morgens die Berufspendler nach Jena, abends zurück.

Und manche Reisende, die in die weite Welt aufbrechen.

Und die Heimkommenden, die dann denken:

Endlich wieder zu Hause.

 

Wir sind dann mal weg:

Wir, meine Frau und ich,

wir brechen nun auch einmal auf.

Nochmal ein kleiner Urlaub.

 

II. Wandlungen     

Und deshalb gibt es heute noch einmal eine Onlinekirche.

Und nächste Woche nicht mehr.

Und am Sonntag darauf auch nicht.

 

Und nein, das heißt nicht,

daß die Onlinekirche aufhört.

Nein, aber sie wird anders.

 

III. Erinnerungen

Es war der 15. März 2020.

Da kam der erste Lockdown.

Ich hatte die Predigt für den Sonntag schon fertig

und alles vorbereitet.

Und dann war klar:

Morgen wird es keine Live-Gottesdienste geben.

 

Das hat mich gewurmt.

Ja, ich fand es richtig, alles »herunterzufahren«.

Um des Schutzes der Menschen willen.

 

Aber die Predigt war schon da.

Und am Sonntag haben wir dann –

völlig unprofessionell –

den ersten Onlinegottesdienst gedreht,

einfach mit der Computerkamera

im Gemeinderaum in Leislau.

 

Den haben sehr viele angeschaut.

Da war ich ganz überrascht.

Und dann ging es weiter, all die Monate,

tastend und übend,

Filmen lernen und Schneiden

und einen Onlineblog bedienen.

 

IV. Lernen                 

Wir haben Gottesdienste gedreht in Kirchen,

mit Glocken und Orgel, mit Liturgie und ohne,

wir sind aufs Sonnenblumenfeld gegangen,

ich bin auf einen Baum geklettert für die Predigt

und einer hat uns mit der Feuerwehrleiter

hoch über die Stadt gefahren,

wir waren am See und im Wald,

auf den Friedhöfen,  

und manchmal hab ich mich verkleidet.

Und noch so viel mehr.

 

So geht Kirche auch.

Das haben wir in diesen anderthalb Jahren gelernt.

So viel haben wir gelernt.

 

V. Ausgesendet ohne alles

Das ist mir in dieser Zeit gegangen,

wie den Jüngerinnen und Jüngern Jesu damals.

 

Ihr habt es ja vorhin gehört:

»Jesus sandte seine Leute aus,

zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen.

Und er sprach zu ihnen:

Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen,

weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld;

es soll auch einer nicht zwei Hemden haben.«

 

So hat das Jesus damals gemacht.

Hat seine Leute einfach losgeschickt – ohne was.

Und es ist gegangen.

 

So war das auch bei Corona.

 

Wir haben ja auch nichts gehabt.

Wir hatten keine Ahnung von Corona.

Und wie man Kirche macht,

ohne sonntags in die Kirche zu gehen,

das wußten wir auch nicht.

Und siehe: Es ging.

 

Neunzig Gottesdienste, Trailer, Andachten, Musiken,

sind seitdem in der Onlinekirche geworden,

viele hunderte haben geschaut, gehört,

gelesen, mitgefeiert.

 

Und ich bin sicher: Das hat Jesus gefallen.

Vielleicht hat er vor sich hin geschmunzelt

und gedacht: »Na, es geht doch noch.

Meine Leute lassen sich was einfallen,

auch, wenn sich die Zeiten ändern«.

 

So haben wir es versucht.

 

VI. Großer Dank

Und da will ich Danke sagen.

Ich will vielen Danke sagen. Großen Dank.

Diese Onlinekirche geht nicht allein.

Da haben viele von Euch mitgemacht.

Ihr habt Euch filmen lassen

beim Singen und Musizieren.

Oder bei Gebeten an Haustüren.

Ihr habt Euch am Telefon interviewen lassen.

Ihr habt Bibelworte gelesen.

Und ganz viel geholfen beim Filme drehen.

 

Danken möchte ich vor allem unserer Kantorin,

meiner Frau Dorothea –

sie hat meistens die Musik gemacht.

Und sie hat die Filme geschnitten in vielen,

vielen Stunden Arbeit.

Unserer Tochter Henriette

und ihrem Partner Simon danke ich auch von Herzen,

und auch unseren Kindern Andreas und Elisabeth.

Die haben uns beim Technischen und bei der Musik

immer ganz selbstverständlich unterstützt,

und ohne sie alle, ohne euch alle,

 wäre es nicht gegangen.

 

Und nun ist es gelungen.

Als ein großes Gemeinschaftswerk.

Onlinekirche Camburg.

 

VII. Bestandsaufnahme

»Jesus sandte seine Leute aus, zu predigen das Reich Gottes.«

 

Das haben wir versucht.

Ins Leben geworfen von Jesus, auch in Coronazeiten.

 

Und das, was Jesus gesagt hat:

»Predigt das Evangelium an allen Orten,

predigt und heilt!« –

vielleicht ist uns das ja mit unserer Onlinekirche

auch da und dort gelungen.

 

Danke, daß Ihr alle in so großer Zahl

zur Onlinekirche gekommen seid.

 

Und nein, sie hört nicht auf.

Sie kommt nur nicht mehr jeden Sonntag.

Das schaffen wir nicht mehr,

jetzt, wo vieles wieder in normale Bahnen geht.

Und das ist ja auch gut so.

 

Und die »Klickzahlen« auf die Youtubevideos

sind in der letzten Zeit auch deutlich gesunken.

Manchmal waren es um die hundert bis dreihundert.

Zu Weihnachten dann fast achthundert.

Mit der Zeit hat sich dann

eine gewisse Gewöhnung eingestellt –

so, wie an normalen Sonntagen auch.

Am Anfang, wenn was neu ist, kommen ganz viele,

und dann, wenn es gewohnt wird, weniger.

Das ist völlig normal.

 

VIII. Neue Wege

Also: Jetzt kommt wieder was Neues.

Und das alte, wohlbewährte, bleibt auch.

Wir werden weiter da sein zu Live-Gottesdiensten

an unseren vielen Orten.

Und Onlinekirche gibt es auch weiter.

 

Nicht mehr jeden Sonntag –

aber auf jeden Fall zu Anlässen:

Erntedankfest, Reformationstag, Totensonntag,

Advent, Weihnachten …

da dürft Ihr weiter gespannt sein.

Und es wäre viel zu schade, einfach aufzuhören.

 

Jesus hat uns losgeschickt,

wie die Jüngerinnen und Jünger damals.

Und siehe: Es ist etwas geworden.

So wird das bleiben.

 

IX. »Die Zukunft ist sein Land«

Und nun steh ich am Bahnhof. Abreiseort. Ankunftsort.

 

Wir sind dann mal weg.

Urlaub. Und dann: Andere Onlinekirche.

Aber wir sind gar nicht weg.

Es wird sich was Neues finden:

 

»Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt …«

 

Kirche geht weiter.

 

Und wir – Ihr und ich – wir werden staunen.

Wir werden staunen, was da noch so für Wege kommen.

Da bin ich sicher. Verlaßt Euch drauf. Und freut Euch drauf.

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,

bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Lied »Vertraut den neuen Wegen (EG 395,3)

3. Vertraut den neuen Wegen,

auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen.

Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen

in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen.

Das Land ist hell und weit.

 

Vaterunser

Laßt uns beten, wie Jesus gebetet hat:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

Sendung und Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Musik »Vertraut den neuen Wegen« Vorspiel von Michael Greßler    

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