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»Morgenglanz der Ewigkeit«

Ein Gottesdienst zum Toten- und Ewigkeitssonntag.

Vom Friedhof in Leislau. Und weil Rosa stärker als Grau ist.

Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Morgenglanz der Ewigkeit«

Ein Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag aus Leislau am 21.11.2021

für die Onlinekirche Camburg

 

Leislauer Glocken

 

Votum und  Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen

 

»Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.«

(Offenbarung 21,1)

 

Im Moment seh’ ich aber meistens Grau.

Manchmal tagelang.

Grau in Grau in Grau.

Novemberwetter. Totensonntagswetter.

Nebel. Nieselregen.

Paßt zur Stimmung.

Aber wenn ich genauer schaue,

dann sehe ich noch viel mehr als Grau. Viel mehr.

Dann sehe ich sogar ein Stück

vom neuen Himmel und von der neuen Erde.

Und das will ich Euch heute zeigen.

Seid willkommen zum Onlinegottesdienst

am Ewigkeitssonntag.

 

Laßt uns beten mit Worten aus dem 90. Psalm:

 

Gebet aus Psalm 90

Herr Gott, du bist unsre Zuflucht für und für.

Ehe denn die Berge wurden

und die Erde und die Welt geschaffen wurden,

bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Der du die Menschen lässest sterben

und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!

Denn tausend Jahre sind vor dir

wie der Tag, der gestern vergangen ist,

und wie eine Nachtwache.
Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom,

sie sind wie ein Schlaf,

wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,

das am Morgen blüht und sprosst

und des Abends welkt und verdorrt.

Unser Leben währet siebzig Jahre,

und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre,

und was daran köstlich ist,

ist doch nur Mühe und Arbeit;

denn es fähret schnell dahin,

als flögen wir davon.

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,

auf dass wir klug werden.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Hört Worte aus der Offenbarung des Johannes im 21. Kapitel:

 

Lesung aus Offenbarung 21

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;

denn  der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,

und das Meer ist nicht mehr.

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,

von Gott aus dem Himmel herabkommen,

bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her,

die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!

Und er wird bei ihnen wohnen,

und sie werden seine Völker sein,

und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,

und der Tod wird nicht mehr sein,

noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;

denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach:

Siehe, ich mache alles neu!

(Offenbarung 11,1-5a)

 

Chormusik (»Zeit ist wie Ewigkeit« – Text: Angelus Silesius, Musik: Johannes Weyrauch)

Man redt von Zeit und Ort, von Nun und Ewigkeit.

Was ist dann Zeit und Ort und Nun und Ewigkeit?

Zeit ist wie Ewigkeit, und Ewigkeit wie Zeit,

so du nur selber nicht machst einen Unterscheid.

 

Die Seel, ein ew’ger Geist, ist über alle Zeit.

Sie lebt auch in der Welt schon in der Ewigkeit. 

Zeit ist wie Ewigkeit, und Ewigkeit wie Zeit,

so du nur selber nicht machst einen Unterscheid.

 

Mensch, so du deinen Geist schwingst über Ort und Zeit,

so kannst du jeden Blick sein in der Ewigkeit. 

Zeit ist wie Ewigkeit, und Ewigkeit wie Zeit,

so du nur selber nicht machst einen Unterscheid

 

»Rosa ist stärker als Grau«

Eine Predigt zum Ewigkeitssonntag

 

Gnade sei mit euch

und Friede von Gott, unserm Vater,

und unserm Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

I. Grau sehen

Ewigkeitssonntag.

Novembergrau. Totensonntagsgrau.

Ich gehe über unsere Friedhöfe.

Zu unseren Gräbern.

Wie viele habe ich da schon begraben!

Leise sage ich ihre Namen.

Ich sage sie dankbar.

Dankbar dafür, daß wir sie hatten.

Und ich sage sie traurig.

 

Und da wird alles grau.

Der Himmel eh.

Hochnebel, der manchmal bis zur Erde reicht.

Auch die Steine, die schwarzen, die hellen:

alle sind irgendwie grau

in diesen feuchten Novembertagen.

Und die Seele wird auch grau.

Trauergrau.

 

Erlaubt Euch das. Laßt das zu.

Es darf sein.

Der graue Schmerz darf sein.

Er verbindet Euch ja mit Euren Lieben.

 

II. Rosa in Grau

Dann gehe ich ein paar Schritte.

Nur über die Straße.

Und dann bin ich hier.

In meinem Garten beim Brunnen.

 

Und da sehe ich die Röschen.

Mitten im Grau.

Sie blühen tapfer, bis in den Winter hinein.

Und es kann geschehen,

daß sie manchen Morgen mit Eis überzogen sind.

Aber dann blühen sie einfach weiter.

Rosa in Grau.

Und das Rosa trotzt dem Grau.

Es überstrahlt es sogar.

Rosa ist stärker als Grau.

 

Das sehe ich. Und das will ich sehen.

 

Und da kommt Hoffnung auf im Totensonntagsgrau.

 

III. Ewigkeitsmorgenrot

Einer hat es nämlich schon gesehen.

Und ich glaube ihm.

Wir nennen ihn den »Seher Johannes«.

Der lebte in sehr schlimmer Zeit. Als Gefangener.

Auf einer grauen Sträflingsinsel.

 

Und da, genau da,

hat er seine Offenbarungen aufgeschrieben.

 

Die haben nichts mit Grau zu tun.

So gar nichts.

Die leuchten von Gold und Edelsteinen.

 

Johannes hat schon in den Himmel geschaut.

 

Und das mache ich auch.

Mit ihm und mit Euch.

 

»Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.«

 

Das kommt.

Es kommt langsam.

Noch sind wir von Grau umgeben. Aber das kommt.

 

Und es ist wie ganz früh, wenn die Sonne aufgeht.

Da ist es erst schwarz und ganz dunkel.

Und dann wird es grau. Grau in Grau.

Aber dann kommt dieses zarte Rosa – das Morgenlicht.

Und dann fängt es an zu strahlen. Und wird ganz golden.

 

Ich bin noch dazwischen. Ich bin noch im Grau.

Und Ihr auch.

 

Ich geh noch durch den grauen November.

Über unsere Friedhöfe. Zu unseren Gräbern.

Aber dann geh’ ich zu den kleinen Röschen beim Brunnen.

Und sehe sie leuchten.

 

»Morgenglanz der Ewigkeit.«

 

Und da weiß ich: So wird das.

Rosa ist stärker als Grau.

Gott ist größer als das Vergehen.

Jesus hat den Tod besiegt.

Und wir werden leben im Licht.

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

 

Chormusik (»Gloria sei dir gesungen« – EG 147,3 – Musik: J.S.Bach)

Gloria sei dir gesungen

mit Menschen- und mit Engelzungen,

mit Harfen und mit Zimbeln schön.

Von zwölf Perlen sind die Tore

an deiner Stadt; wir stehn im Chore

der Engel hoch um deinen Thron.

Kein Aug hat je gespürt,

kein Ohr hat mehr gehört

solche Freude.

Des jauchzen wir und singen dir

das Halleluja für und für.

 

Gebet (EG 450,1.4.5)

Laßt uns beten.

 

Morgenglanz der Ewigkeit,

Licht vom unerschaffnen Lichte,

schicke uns zu aller Zeit

deine Strahlen zu Gesichte


und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.

 

Ach du Aufgang aus der Höh,

gib, daß auch am Jüngsten Tage

unser Leib verklärt ersteh


und, entfernt von aller Plage,

sich auf jener Freudenbahn freuen kann.

 

Leucht uns selbst in jener Welt,

du verklärte Gnadensonne;


führ uns durch das Tränenfeld


in das Land der süßen Wonne,

da die Lust, die uns erhöht, nie vergeht.

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Sendungswort und Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Musik (»Wachet auf, ruft uns die Stimme« – Orgelchoral von Max Reger)

 

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