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»Wie klingt Gott?«

Zu Pfingsten ein Festgottesdienst aus der Camburger Stadtkirche. Zum Anschauen, Hören, Lesen und Weitergeben.
Ein wenig länger diesmal, aber das darf zu Pfingsten mal sein.

Und mit viel schöner Musik der neuen Camburger Orgel.
Euch und Ihnen allen ein gesegnetes Pfingstfest!

»Wie klingt Gott?«

Ein Festgottesdienst zu Pfingsten für die Onlinekirche aus Camburg

 

Geläut der Camburger Glocken

 

Orgelmusik (»Nun bitten wir den Heiligen Geist« – Dietrich Buxtehude)

 

Votum und Begrüßung

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen.

 

»Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen Deiner Gläubigen,

und entzünd’ in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe.«

 

Pfingsten ist da.

Gottes Geist kommt.

Kommt in die Welt.

Er kommt in unser Herz.

Und er füllt uns mit Glauben, Hoffnung und Liebe.

 

Seid willkommen zu unserem Festgottesdienst zu Pfingsten,

heute wieder aus der Stadtkirche in Camburg.

 

Lied (O komm, du Geist der Wahrheit – 136,1+4)

1. O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein,

verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.

Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an,

daß jeglicher getreuer 
den Herrn bekennen kann.

4. Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit,

ein offenes Bekenntnis 
bei allem Widerstreit,

trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum

zu preisen und zu loben das Evangelium.

 

Tagesgebet

Herr Gott, lieber himmlischer Vater,

du hast an diesem Tage die Herzen deiner Gläubigen

durch den Heiligen Geist erleuchtet.

Hilf uns,

daß wir durch seine Weisheit verstehen, was recht ist;

erfreue unsere Herzen mit seinem Trost

und stärke unsern Glauben durch Deine Kraft.

Durch unsern Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,

der mir dir in der Einheit des Heiligen Geistes

lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Chor (Des Heilgen Geistes Gnade groß – Melchior Vulpius)

 

Halleluja und Evangelium

Halleluja

Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen,

und du machst neu das Antlitz der Erde.

Halleluja

Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen Deiner Gläubigen,

und entzünd’ in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe.

Halleluja

 

Hört das Heilige Evangelium bei Johannes im 14. Kapitel:

Jesus sprach zu den Seinen:

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten;

und mein Vater wird ihn lieben,

und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht.

Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort,

sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.

Das habe ich zu euch geredet,

solange ich bei euch gewesen bin.

Aber der Tröster, der Heilige Geist,

den mein Vater senden wird in meinem Namen,

der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern,

was ich euch gesagt habe.

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.

Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.

Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

 

Halleluja

 

Glaubensbekenntnis (Wir glauben Gott im höchsten Thron – 184,1-5)

1. Wir glauben Gott im höchsten Thron,

wir glauben Christum, Gottes Sohn,

aus Gott geboren vor der Zeit,

allmächtig, allgebenedeit.

2. Wir glauben Gott, den Heilgen Geist,

den Tröster, der uns unterweist,

der fährt, wohin er will und mag,

und stark macht, was darniederlag.

3. Den Vater, dessen Wink und Ruf

das Licht aus Finsternissen schuf,

den Sohn, der annimmt unsre Not,

litt unser Kreuz, starb unsern Tod.

4. Der niederfuhr und auferstand,

erhöht zu Gottes rechter Hand,

und kommt am Tag, vorherbestimmt,

da alle Welt ihr Urteil nimmt.

5. Den Geist, der heilig insgemein

läßt Christen Christi Kirche sein,

bis wir, von Sünd und Fehl befreit,

ihn selber schaun in Ewigkeit.

Amen.

 

»Wie klingt Gott?«

Eine Predigt zum Pfingstfest 2020

 

Die Gnade unsern Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes

und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

 

I. Weltklang

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Und siehe: Die Welt fing an zu klingen.

Der Donner rollte und Stürme brausten,

die Ähren sangen sanft im Wind

und die Bächlein plätscherten.

 

Vögel jubilieren, Schafe blöken,

Grillen zirpen, die Krähen singen ihr rauhes Lied,

die Katzen sagen Miau –

und wenn es nachts ganz still ist,

dann hör’ ich in Leislau den Fisch im Teich springen,

und das klingt durchs halbe Dorf.

 

Eines Tages erhoben auch die Menschen ihre Stimmen.

Sie redeten in vielen Sprachen.

Und irgendwann sang jemand das erste Lied.

Vielleicht war das erste Lied ja sogar schon

vor der ersten Sprache da.

 

Mißtöne gab es nach und nach auch, viele.

Streit mit harten Worten.

Kriegsgeschrei und Waffenklirren.

Das grobe, dumpfe Gebrüll der Rohen,

heute auf den Straßen.

 

Und dann wieder sanfte Töne.

Zarte Worte.

Wiegenlieder.

»Heile, heile Segen« … »es wird wieder gut« …

»ich bin da, du kannst dich drauf verlassen«. …

Das Geflüster der Liebenden in der Nacht …

 

So klingt die Welt. Von Anbeginn bis heute.

 

Und wie klingt Gott?

 

II. Pfingstklang

»Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel

und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.«

 

So hat Gott damals geklungen.

Einmal zu Pfingsten.

Ein Brausen außen.

Viel mehr noch als Wind.

Und ein Brausen innen.

Das hat die Herzen bewegt.

Und dann die Münder und die Zungen.

Da wurde es Stimme und Klang.

Und ein klares Wort.

»Glaubt an den Herrn Jesus, so werdet ihr gerettet.«

 

Klingt Gott so? Immer?

 

III. Geigenklang

Ich spiele Geige.

Nicht besonders gut, mehr so für den Hausgebrauch.

Aber ich bin fasziniert.

 

Einmal habe ich eine komische Geige in der Hand gehabt.

Die nennt man eine stumme Geige.

Solche Geigen wurden früher für Berufsmusiker gebaut.

Weil die Nachbarn sich immer aufgeregt haben,

wenn die den ganzen Tag geübt haben.

So eine stumme Geige ist ganz dünn.

Nur oben die Wirbel, das Griffbrett, die Saiten.

Ein Instrument ohne Bauch.

Das klingt ganz leise und dünn.

Deshalb stört es auch die Nachbarn nicht.

 

Meine Geige ist anders.

Sie hat Saiten und Griffbrett und Kinnhalter und alles, was dazugehört.

Ich hab’ den Bogen in der Hand.

Aber das Wichtigste: Meine Geige hat einen Körper.

Sie hat einen Bauch.

Der ist aus Holz. Und der ist hohl.

 

Und genau so ist es richtig.

Nur deshalb klingt meine Geige.

Sie kann jubeln und klagen,

dahinschmelzen und tanzen.

 

Der Ton: Mit den Saiten und dem Bogen

und meinem Spiel fängt er nur an.

Das ist noch nichts.

Der ganze Klang kommt erst da, wo es hohl ist.

Da schwingt es mit, das klingt es hinaus.

Und der ganze Raum klingt mit.

Resonanz.

 

IV. Gottesklang

Wie klingt Gott?

 

Ich sag Euch was: Gott klingt wie Du und ich.

 

Er spielt auf unseren besten Saiten,

er streicht sanft über unser Leben, und manchmal voll Kraft –

und dann fängt unsere Seele an zu schwingen,

dann klingen unsere Stimmen;

und unsere Hände öffnen sich zu Taten der Liebe.

 

Und da macht es garnichts,

daß unser Leben manchmal hohl und leer ist.

Und daß wir uns schwach fühlen .

Und mutlos und traurig manchmal.

 

Im Gegenteil.

Da, wo es leer ist und hohl – da – genau da – fängt Gott an zu klingen.

 

Gottes Klang in uns

Und unser Klang dann draußen in der Welt.

 

Klare Worte und sanftes Trösten.

Triumphgesänge und Wiegenlieder.

Einstehen für das, was wahr ist.

Sich gegen Lügen stellen.

Position beziehen für das Leben.

»Du sollst Gott, Deinen Herrn, lieben mit ganzer Kraft

und Deinen Nächsten wie Dich selbst.«

 

Klingen und singen und sagen und handeln.

Auf daß wir »die großen Taten Gottes verkündigen«.

 

Laßt Gott klingen!

Gebt Ihm Raum und Resonanz.

Auf daß sein Geist in uns schwinge und klinge.

 

Klingt mit.

Und laßt die Welt klingen in seinem Ton.

Gott zum Lob.

Und den anderen zur Liebe.

Amen.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

 

Lied (Nun bitten wir den Heiligen Geist – 124,1+4)

1. Nun bitten wir den Heiligen Geist

um den rechten Glauben allermeist,

daß er uns behüte an unserm Ende,

wenn wir heimfahrn aus diesem Elende.

Kyrieleis.

 

4. Du höchster Tröster in aller Not,

hilf, daß wir nicht fürchten Schand noch Tod,

daß in uns die Sinne nicht verzagen,

wenn der Feind wird das Leben verklagen.

Kyrieleis.

 

Fürbitten

Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Gib uns  allen den Frieden, den die Welt sich selbst nicht geben kann.

 

Deiner Kirche gib festen Glauben.

 

Mahne die Mächtigen, daß sie gute Entscheidungen für die Menschen treffen.

Gib Eintracht und Verstehen unter den Menschen.

 

Behüte die Fröhlichen und tröste die Traurigen.

Sei bei den Starken und stärke die Schwachen.

Heile die Kranken und gib Kraft denen, die sie pflegen.

Nimm die Sterbenden auf in Dein Reich.

 

Lege uns allen Hoffnung und Liebe ins Herz.

 

Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist!

Wir geben Dir alle Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

 

Lied (O komm, du Geist der Wahrheit – 136,7)

7. Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern;

mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn.

O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund,

daß wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.


Sendung und Segen
Gott, der Herr, spricht:

»Siehe, ich gebe euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch.«

 

So bleibt bewahrt im Frieden des Herrn.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

 

Orgel (»Nun danket alle Gott [Marche triomphale]« – Sigfrid Karg-Elert)

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Kommentare: 1
  • #1

    Gerlinde Srugies (Sonntag, 31 Mai 2020 20:25)

    Sehr geehrter Herr Greßler, ich möchte Ihnen danken für Ihre Onlinekirche, jeden Sonntag und Feiertag verfolge ich den Gottesdienst. In der jetzigen Zeit ist es gut Gottes Worte zu hören,wenn man nur zu Hause ist, auch die Orgelmusik tut gut.Vielen Dank auch an Frau Greßler