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Normal gibt's nicht …

Ein Gottesdienst zum 2. Sonntag nach Epiphanias.

Weil immer »etwas leer ist« und weil es »Normal« nicht gibt.

Zum Anschauen, Hören, Lesen, Mitfeiern und Weitergeben.

»Normal gibt’s nicht …«

Ein Gottesdienst zum 2. Sonntag nach Epiphanias,

aus dem Luthersaal Camburg

am 17.1.2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Geläut

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

                                                         

»Und Jesus offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.« (Johannes 2,11)

So stehts geschrieben bei Johannes im zweiten Kapitel.

 

Begrüßung

Normalerweise stehen hier lauter Stühle.

Und Menschen sitzen darauf

Sonntag Vormittag zum Gottesdienst.

In unserem schönen Winter-Gottesdienstort,

Luthersaal in Camburg

mit dem schönen bunten Fenster hinter dem Altar.

Normalerweise.

Heute bin ich hier fast allein.

Und es ist alles ziemlich leer.

Trotzdem: Seid willkommen.

                               

»Normal« gibt’s nicht. Nicht in diesem Jahr.

Und eigentlich gibts das ja sowieso nicht.

                         

Ich will auch gar nicht unbedingt »Normal«.

Ich wünsch’ mir was anderes.

Ich wünsch mir, daß Jesus »seine Herrlichkeit offenbart«.

Das ist viel besser als »Normal«.

Glaubt es mir.

 

Musik »Praeludium G-Dur«  – Johann Pachelbel

 

Evangelium

Hört das Heilige Evangelium bei Johannes im 2. Kapitel.

 

Am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa,

und die Mutter Jesu war da.

Jesus aber und seine Jünger

waren auch zur Hochzeit geladen.

 

Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm:

Sie haben keinen Wein mehr.

Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?

Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Seine Mutter spricht zu den Dienern:

Was er euch sagt, das tut.

 

Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge

für die Reinigung nach jüdischer Sitte,

und in jeden gingen zwei oder drei Maße.

Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser!

Und sie füllten sie bis obenan. 

Und er spricht zu ihnen:

Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister!

Und sie brachten's ihm.

 

Als aber der Speisemeister den Wein kostete,

der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam –

die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten –,

ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm:

Jedermann gibt zuerst den guten Wein

und, wenn sie betrunken werden, den geringeren;

du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.

 

Das ist nun das erste Zeichen, das Jesus tat,

geschehen zu Kana in Galiläa,

und er offenbarte seine Herrlichkeit.

Und seine Jünger glaubten an ihn.

 

Evangelium unsers Herrn Jesus Christus.

 

Lied – In dir ist Freude – EG 398,1

1. In dir ist Freude in allem Leide,

o du süßer Jesu Christ!

Durch dich wir haben himmlische Gaben,

du der wahre Heiland bist;

hilfest von Schanden, rettest von Banden.

Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,

wird ewig bleiben. Halleluja.

Zu deiner Güte steht unser G'müte,

an dir wir kleben im Tod und Leben;

nichts kann uns scheiden. Halleluja.

 

Predigt

 

I. Alltagslücken

Es kommt ja immer irgendwie irgendwas dazwischen.

Meistens ist irgendetwas leer.

 

Der Salzstreuer auf dem Küchentisch.

Das Portemonnaie beim Einkaufen.

Die Batterien in der Fernbedienung.

 

Oder eben: Weinkrüge bei einer Hochzeit.

Oder ein Raum, der jetzt eigentlich voll Menschen sein sollte.

 

Irgendwas ist immer leer in Deinem Leben.

Und dann geht es erstmal nicht weiter.

Du weißt jedenfalls nicht genau, wie.

 

II. Lebenslücken

Du kommst auf die Welt, ein fröhliches Menschenkind.

Wunderbare Kindheit.

Und dann kommst Du in die Jahre.

 

Irgendwann ist die fröhliche Kindheit weg.

Auch das ist ja normal. Aber eben schade.

Weg ist weg.

 

Du gehst weiter.

Und dann findest Du Menschen –

und manche gehen auch wieder weg aus deinem Leben und fehlen Dir.

Lücken tun sich auf.

 

Du bist gesund und hältst das für selbstverständlich.

Ist es aber nicht, und das merkst Du irgendwann.

Du kannst nicht mehr so, wie du gern würdest.

Die Batterien sind leer.

 

Oder es kommt halt so ein seltsames Jahr wie das letzte.

Ein Virus füllt die Schlagzeilen und die Krankenhäuser.

Dafür werden die Geschäfte leer.

Die Partykeller.

Die Kirchen.

 

Und nichts ist mehr normal.

 

Und so gehst Du weiter und weiter.

Durch mehr oder weniger normale und seltsame Jahre,

durch glückliche und durch schlimme.

 

Und ja, im Lauf der Zeit sterben Dir auch welche.

Und ihr Platz in Deinem Leben bleibt für immer unbesetzt.

 

Du gehst und gehst und Du sammelst an –

Hab und Gut. Erinnerungen. Wunden auch.

Und diese Leerstellen.

 

Du hättest so gern, daß alles immer schön gleich bleibt.

Fülle des Lebens im Gleichmaß.

Aber irgendwas kommt immer dazwischen.

Und irgendwas ist immer leer.

Manches bleibt es auch für immer.

 

III. Große Fülle in kleinen Dosen          

Und dann kommt Jesus.

Jedenfalls erstmal in unserer Geschichte von der Hochzeit zu Kana.

 

Und wißt Ihr was?

Er macht gar nichts Großes.

Eigentlich will er erstmal gar nichts machen.

 

Aber da ist noch Maria. Sie läßt nicht locker.

 

Vielleicht steckt da so ein Mutter-Sohn-Ding dahinter, wer weiß.

 

Maria bleibt hart.

Und Jesus macht was.

Macht Wasser zu Wein.

 

Das ist nun kein großes Wunder.

Aber es gefällt mir.

 

Es war etwas alle geworden. Alles leer.

Es ging nicht weiter.

Nichts war mehr normal.

Aber Jesus konnte helfen.

Die Hochzeit geht weiter.

Nicht normal. Aber wundersam.

 

Solche kleinen Wunder sind die größten.

Die, wo das Leben weitergeht.

Auch, wenn nichts mehr normal ist.

 

»Und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.«

 

Herrlichkeit in kleiner Münze.

Die gefällt mir.

Die möchte ich haben. Und die wünsche ich Euch.

 

IV. Warum ich an Jesus Christus glaube

Ich glaube an Jesus Christus, weil die Welt eben nicht normal ist.

Und das Leben. Und ich schon gar nicht.

Und weil ich trotzdem lebe.

 

Ich glaube an Jesus Christus, weil immer etwas dazwischen kommt.

Und weil es trotzdem weitergeht. Mit ihm.

 

Ich glaube an Jesus Christus.

Denn er füllt die Leerstellen in meinem Leben.

Er hat immer genug Herrlichkeit für mich.

Nicht mehr. Und nicht weniger. Das reicht mir.

Amen.

 

Lied – In dir ist Freude – EG 398,2

2. Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden

Teufel, Welt, Sünd oder Tod;

du hast's in Händen, kannst alles wenden,

wie nur heißen mag die Not.

Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren

mit hellem Schalle, freuen uns alle

zu dieser Stunde. Halleluja.

Wir jubilieren und triumphieren,

lieben und loben dein Macht dort droben

mit Herz und Munde. Halleluja.

 

Gebet (mit leiser Musik dazu)

 

Musik »Sarabande«  aus der Partita »Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not« – Dietrich Buxtehude

Jetzt beten wir.

Und das machen wir heute so:

Jeder und jede von uns beten leise für sich.

Jeder für sich und doch gemeinsam.

Dazu sind wir still und hören ein bißchen Musik.

Laßt uns beten.

 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir mit Jesu Worten:

 

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

 

Musik »Fuge A-Dur« – Johann Pachelbel

 

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