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»Immer das alte Lied«

Ein Gottesdienst aus dem Weinberg –

mit dem Weinbergslied aus Jesaja 5, gesungen und gepredigt.

Zum Anschauen, Hören, Lesen und Weitergeben.

»Immer das alte Lied«

Ein Gottesdienst zum Sonntag Reminiscere aus dem Weinberg

am 28.2.2021 für die Onlinekirche Camburg

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.

 

Zu Beginn

Heute singe ich ein Lied für Euch.

Das Lied steht im Alten Testament,

beim Propheten Jesaja im fünften Kapitel.

Wer es singt – das ist nicht ganz klar.

Vielleicht singt es der Prophet.

Aber vielleicht singt Gott es auch selbst.

Heute singe ich es für Euch.

Und das geht so:

 

»Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen,

ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg.«

 

»Weinbergslied«

(Jesaja 5,1-7 – Text: »Gute-Nachricht-Bibel« – Musik: Michael Greßler)

 

Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land,

dort hackt’ ich den Boden mit eigener Hand,

ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf,

baut’ Wachtturm und Kelter, setzt’ Reben darauf.

Und süße Trauben erhofft ich zu Recht,

doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht.

 

Jerusalems Bürger, ihr Leute von Juda,

was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da?

Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr:

War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir?

 

Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt:

Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt;

zum Weiden solln Schafe und Rinder hinein!

Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein!

Zertrampelnden Füßen geb ich ihn preis,

schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß!

Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen!

Der Himmel soll ihm den Regen verschließen!

                     

Der Weinberg des Herrn seid ihr Israeliten!

Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr!

Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch,

statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!

 

Kleine Predigt

 

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater

und unserm Herrn Jesus Christus.

Amen.

 

Es fängt so schön an!

Da gräbt einer, baut einen Weinberg.

Pflanzt edle Reben.

Und er freut sich auf die Frucht.

Und dann ist alles Mist. Alles vergebens.

Saure Trauben. Vergammelt. Mißernte.

                                    

 

Es fängt so gut an.

Da hat Gott uns geschaffen zu seinem Bilde.

»Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte,

und siehe, es war sehr gut.«

 

Und dann gehen wir Menschheit los.

Und es wird Mist.

Viel Gutes, ja. Gott sei Dank. Und viel Böses.

Geschundene schreien um Hilfe.

Armen wird Gewalt angetan.

So viel läuft schief.

Immer das alte Lied. Immer dieselbe Leier.

                                                         

Da hat Gott es satt.

Er kann es nicht mehr hören, das alte Lied.

                                                         

»Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch,

statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!«

                                                         

Kann ich Gott verstehen?

Eigentlich schon.

Irgendwann reicht es mal.

                                                         

Aber Gott ist mehr.

Gott ist mehr als nur der Enttäuschte,

den ich verstehen kann.

Enttäuscht sein mag er zurecht.

Es gibt genug Enttäuschungen auf der Welt.

                                                         

Aber es gibt auch Jesus.

                                                         

Der ist gekommen.

Und der hat noch eine andere Geschichte erzählt.

Auch eine vom Weinberg.

                                                         

Da steht ein Feigenbaum.

Und der bringt jahrelang keine Frucht.

Der Herr des Weinbergs will ihn umhauen.

 

Da sagt der Gärtner: »Laß ihn bitte.
Laß ihn noch dies eine Jahr.

Ich will um ihn graben und ihn düngen.

Vielleicht bringt er doch noch Frucht.

Gib ihm noch eine Chance.«

                                                         

Immer dasselbe Lied. Bei mir ja auch.

Aber vielleicht doch einmal ein anderer Ton darin.

 

Dieser Ton aus lauter Barmherzigkeit.

»Laß sie noch. Gib ihnen noch eine Chance.

Und noch eine. Und noch eine.«

                                                         

So klingt Jesus.

Das ist sein Lied.

Das Lied der Barmherzigkeit.

                                                         

Und ich schau auf mich.

Und auf meine alten Lieder, meine alte Leier.

Immer das selbe.

Und ich halte mich an Jesus fest.

Und ich sage: Gib mir noch eine Chance.

Und noch eine.

Laß mich noch dies eine Jahr.

Und noch eins. Und noch eins.

Herr, erbarme Dich.

                                                         

Denn »Gott erweist seine Liebe zu uns darin,

daß Christus für uns gestorben ist,

als wir noch Sünder waren.« (Römer 5,8)

Amen.

 

Der Friede Gottes,  der höher ist, als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

 

Gebet

Laßt uns beten.

Gott, wenn mir immer wieder dasselbe passiert,

wenn ich immer wieder das alte Lied singe,

dann hab Geduld mit mir.

 

Herr, erbarme dich, erbarme dich,

Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

 

Gott, wenn die Welt klingt, wie sie immer klingt,

Kriegslieder, Haßgesänge,

Lieder, die alle mit »Ich« anfangen,

dann leg bitte Deine Liebe in die Welt.

 

Herr, erbarme dich, erbarme dich,

Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

 

Gott, wenn die Klagelieder klingen,

die Trauerlieder, Sterbelieder, leises Weinen,

dann tröste Deine Welt.

 

Herr, erbarme dich, erbarme dich,

Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

 

Gott, wenn uns die Worte fehlen,

wenn wir keine Stimme mehr haben,

wenn wir schweigen müssen,

dann leg uns Dein neues Lied in den Mund.

 

Herr, erbarme dich, erbarme dich,

Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

 

Gott, sing für uns Dein Lied der Hoffnung.

Und laß uns einstimmen.

Heute und in Ewigkeit.

Wir vertrauen Dir in Jesus Christus, unserm Herrn.

Amen.

                                 

Vaterunser

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn Dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.  

Amen.

 

Segen

So bleibt bewahrt in Gottes Frieden, in Gottes Liebe, mit seinem Segen.

 

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir + Frieden.

Amen.

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